WordPress 5.8 ist das zweite von vier geplanten Major Updates für WordPress in 2021. Wir haben uns schon vor dem Release die Beta der neuen WordPress Version angesehen, die am 20. Juli 2021 unter dem Namen „Tatum“ offiziell veröffentlicht wurde. Was erwartet dich in WordPress 5.8? Worauf solltest du dich einstellen? Und wie sieht es mit dem lang erwarteten Full Site Editing aus? Ein Überblick.
Blöcke als Widgets
Eine der größten und sichtbarsten Veränderungen in WordPress 5.8 wird sein, dass du künftig zum Beispiel in der Sidebar oder im Footer statt Widgets die Blöcke aus Gutenberg einsetzen kannst. Damit folgt WordPress dem Langfristplan, die gesamte WordPress Website – also nicht nur Artikel oder Seiten – mit Blöcken bauen zu können (Full Site Editing).
Klickst du in WordPress 5.8 auf den Bereich „Widgets“, siehst du dort jetzt eine Ansicht, die eher an den Gutenberg Editor beim Schreiben eines neuen Blogposts erinnert. Über ein Dropdown-Menü lassen sich die einzelnen Widget-Bereiche deines WordPress Themes auswählen. Etwa die Sidebar, der Footer, gegebenenfalls auch der Header etc.
Dort kannst du Blöcke einfügen und so bearbeiten, wie du sie auf deiner Seite angezeigt haben möchtest. Ein Beispiel: Dazu zählt auch, dass du individuell den WordPress Dark Mode, der in WP 5.6 hinzugefügt wurde, pro Widget-Block aktivieren oder deaktivieren kannst. Alle bisherigen bzw. klassischen WordPress Widgets sollen weiterhin ganz normal funktionieren.
Übrigens gibt es auch für den Widget-Bereich ein offizielles WordPress Plugin, das diese doch sehr gravierende Änderung zurückdreht. Classic Widgets sorgt dafür, dass du wieder die bekannte Widget-Ansicht siehst. Es soll bis mindestens 2022 unterstützt werden. Das kennen wir bereits vom Classic Editor, der den Editor trotz Gutenberg in der bekannten Ansicht anzeigt und helfen soll, die Gutenberg-Gegner im Kosmos von WordPress zu besänftigen.
Anleitungen zu WordPress Gutenberg
Neue Blöcke in WordPress 5.8
Neben dem komplett überarbeiteten Widget-Screen gibt es auch wieder komplett neue Blöcke in WordPress 5.8. Dazu gehören Blöcke für Seitenleisten, den Website-Titel, die Beschreibung der Website, das Logo und ein neuer Query Loop Block, der es ermöglicht, eine Liste von Beiträgen auf verschiedene Arten anzuzeigen.
Neu ist auch ein sogenannter Duotone Block, mit dem du Bildeffekte in Medien-Blöcken oder Blöcken von Drittanbieten nutzen kannst, die das unterstützen. Wenn du ein Bild in einem WordPress Block bearbeitest, siehst du in WordPress 5.8 einen kleines kreisförmiges Icon im Block Editor.
Hier kannst du die zwei Farbtöne auswählen, mit denen du dein Bild bearbeiten möchtest. Neben acht vordefinierten Styles kannst du die sogenannten Highlights- und Shadows-Farben auch selbst auswählen. Je nach Bild- und Farbauswahl können hiermit interessante Varianten deines Bildes entstehen. Wer viel mit Bildern arbeitet, kann sich hier kreativ ausleben. Übrigens: Auch PDFs können künftig mit dem Datei Block eingefügt werden.
Vor allem an den Blöcken für Titel, Beschreibung und Logo einer Seite siehst du wieder, wie WordPress das Full Site Editing immer weiter vorantreibt. Die Stimmen derer, die immer noch auf eine Umkehr des eingeschlagenen Kurses von Gutenberg hoffen, dürften mit WordPress 5.8 also noch leiser werden.
Verbesserung der Usability
Natürlich wurde in WordPress 5.8 auch wieder an der Nutzerfreundlichkeit der Blöcke gearbeitet. So soll die Interaktion mit verschachtelten Blöcken durch den Einsatz eines permanenten Toolbar-Buttons zur Auswahl des Eltern-Blocks vereinfacht werden, die Einführung einer Listenansicht soll bei der Navigation in komplexen Blöcken und Vorlagen helfen und der Editor für wiederverwendbare Blöcke wurde verbessert und unterstützt jetzt auch Revisionen.
Zudem entwickelt WordPress auch die Block-Vorlagen weiter. Diese können jetzt auch beim Einfügen eines Blockes als Auswahl angezeigt werden. Darüber hinaus gibt es mit WordPress 5.8 auch deutlich mehr Optionen, um das Design der Blöcke anzupassen. WordPress nennt hier vor allem mehr Einstellungen bei Farben, Schriften und Abständen.
Internet Explorer 11 Support endet
Microsoft hat Ende Mai 2021 angekündigt, den Internet Explorer 2022 in Rente zu schicken und den Support für den Browser enden zu lassen. Stattdessen will sich Microsoft künftig weiter auf den auf Chrome basierenden Browser Microsoft Edge konzentrieren.
WordPress tut es Microsoft mit WordPress 5.8 gleich und wird die neue Version und alle weiteren Versionen nicht mehr auf den Internet Explorer 11 optimieren. Hier empfiehlt sich ein Blick in ein Analyse-Tool deiner Wahl, um herauszufinden, mit welchem Browser deine Besucher:innen deine Website ansteuern.
Bei Google Analytics geht das zum Beispiel unter Zielgruppe -> Technologie -> Browser und Betriebssystem. Wenn der Anteil an Nutzer:innen mit dem Internet Explorer bei dir noch relativ hoch ist, was von deinen Zielgruppen abhängt, dann solltest du vor dem Update auf WordPress 5.8 intensiv testen, ob auch nach dem Update noch alles rund läuft.
In den meisten Fällen sollte der Anteil aber bereits sehr gering sein – und durch den endenden Microsoft-Support vom Internet Explorer über die kommenden Monate auch weiter sinken.
Performance von Gutenberg
Auch die Performance des Editor wurde mit Gutenberg 10.8 und WordPress 5.8 verbessert. Das betont WordPress in den jeweiligen Blogposts zu beiden Entwicklungen.
Deutlich machen soll das ein Testartikel, den das Team der Entwickler:innen mit 36.000 Wörtern und 1.000 Blöcken ausgestattet hat. Das ist zwar eine unverhältnismäßig große Datei (zum Vergleich: Eine normal formatierte DIN A4-Seite hat um die 400 Wörter). Der Test hilft aber, um Unterschiede in der Performance deutlich sichtbar zu machen.
Und die gibt es: Von Gutenberg 10.7 auf Gutenberg 10.8 sinkt die Ladezeit des Editors um knapp eine Sekunde von 6,75 Sekunden auf 5,78 Sekunden. Jeder, der schon mal eine extrem große Text-Datei in WordPress bearbeitet hat, wird dieses mehr an Performance zu schätzen wissen.
WordPress 5.8: Sonstige Neuerungen
Natürlich sind das nur die Hauptänderungen, die das Team von WordPress bei der Entwicklung auch selbst in den Vordergrund rückt. Es gibt aber, wie in jedem Update, auch viele kleine Änderungen, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.
So wurde beispielsweise Twemoji, Twitters Open Source Datenbank für Emojis, auf Version 13.1 aktualisiert, wodurch dir mehr Emojis zur Verfügung stehen. Das Menü beim Veröffentlichen von Artikeln wurde angepasst und ist jetzt verständlicher. Und es gibt eine Unterstützung des Bildformats WebP.
Für WordPress Entwickler:innen gibt es ebenfalls neue Möglichkeiten, zum Beispiel:
- Neue REST API Endpunkte in WordPress 5.8 für Sidebars, Widgets und Widget-Typen
- Gecachte get_pages()-Aufrufe werden beschleunigt
- Term-Beziehungen können bei der Abfrage von Beiträgen in der REST-API verändert werden
Wenn du dich für alle Änderungen im Detail interessierst, kannst du diese auch auf WordPress.org nachlesen. Hier findest du den Artikel zu WordPress 5.8 Beta 1, hier zur Beta 2.
Zeitplan: Wann kommt WordPress 5.8?
Der genaue Zeitplan der Entwicklung einer neuen WordPress-Version lässt sich immer im Development Cycle nachlesen. Die Arbeit an WordPress 5.8 hatten am 23. Februar begonnen, die drei Beta-Versionen waren im Wochentakt für den 8. Juni, den 15. Juni und den 22. Juni geplant. Anschließend gab es – ebenfalls im Wochentakt – drei Release Candidates vom 29. Juni bis zum 13. Juli. Die finale Veröffentlichung fand dann planmäßig am 20. Juli 2021 statt.
Übrigens: In 2021 wird es noch zwei weitere Major Updates geben: WordPress 5.9 gibt es im September 2021 und WordPress 6.0 folgt dann im Dezember 2021. Zumindest lautet so aktuell der Plan.
Fazit: Was ist von WordPress 5.8 zu halten?
Es gibt wenige spektakuläre Überraschungen in WordPress 5.8. Dass WordPress seinen Gutenberg Editor langsam aber sicher seitenweit ausrollt und immer mehr Bereiche von WordPress „verblockisiert“, ist schon lange bekannt. In WordPress 5.8 mussten nun die Widgets herhalten. Bei dieser Entwicklung scheiden sich die Geister, Gutenberg hat genügend Fans und Kritiker.
Ansonsten sind die neuen Blöcke nicht sonderlich spektakulär. Der Duotone-Block für das Effekt-Bearbeiten von Bildern ist eine nette Spielerei. Und der Query-Loop-Block eröffnet neue Möglichkeiten bei der Anzeige von Artikeln. Schon interessanter ist das Ende des Internet Explorer 11-Supports, da es wahrscheinlich doch noch einige Websites gibt, die dadurch (zumindest ein paar kleine) Probleme bekommen dürften.
Insgesamt ist auch das neue WordPress 5.8 keine Revolution, sondern eine weitere Evolution des beliebtesten Content Management Systems. Gespannt sein dürfen wir, wie sich das Full Site Editing mit den Versionen 5.9 und 6.0 weiterentwickelt. Das werden wir im September und Dezember 2021 erfahren.
Die Begeisterung hält sich also in Grenzen, wie auch die Kommentare hier zeigen. Ich habe bisher per Plugin die neuen Widget-Moeglichkeuten abgeschaltet. Inzwischen sind wir eine Version weiter, und ich habe die Widets meiner Startseite mit Blöcken erstellt. Das bleibt in der Tat etwas schwierig. Ausserdem lassen sich, soweit ich es feststellen konnte, bestimmte Plugin (Widgetfixierung etc.) wohl für diese Lösungen nicht verwenden.
Auch ich muss sagen, es ist eine Katastrophe!!! Ich verstehe nicht was WordPress-Team damit erreichen wollten. Bist jetzt war ich begeistert was WordPress so geleistet hat, doch jetzt überlege ich ein anderes CMS System zu nutzen.
Der Gutenberg-Editor war ja schon die Härte, aber was sich WordPress mit den Block-Widgets in Version 5.8 leistet, schlägt dem Fass den Boden aus. Nichts funktioniert mehr richtig. Widgets lassen sich nicht mehr mal schnell von A nach B verschieben. Alles ist unnötig kompliziert und umständlich geworden. Viele Themes basieren auf Widgets. Diese sind kaum noch normal nutzbar. Was einmal verheißungsvoll begann, endet mit dieser Version in einer üblen Katastrophe.
Dieses Widget-Update auf den Block Editor sorgt dafür, dass unter Plugins wie „Disable Gutenberg“ die Seite „Widgets“ im Backend als weiße Seite angezeigt werden.
Wird das Gutenberg-Plugin deaktiviert, dann werden zwar die Widget-Blöcke angezeigt – aber die Inhalte fehlen und sind nicht mehr aufzufinden.
Eine sehr ärgerliche Randerscheinung dieses völlig unnützigen Features. Da hilft auch kein Support bis 2022 …
Ich betreibe seit 8 Jahren eine Website für eine Schule. Inzwischen bin ich im Ruhestand, habe aber noch keinen Nachfolger gefunden. Das hängt m.E. neben der allgemeinen Arbeitsbelastung der Lehrer, die jetzt durch Corona noch zugenommen hat, auch damit zusammen, dass WordPress immer komplizierter wird und auf Sicht wohl durch „Amateure“ nicht mehr zu händeln ist. Schon der Block-Editor bietet zwar Fachleuten viel mehr Mögliochkeiten, ist aber auch viel schwieriger zu benutzen als der Classic-Editor. Wenn das Ganze jetzt noch auf die Widgets usw. erweitert wird, werden wir uns wohl bald ein anderes CMS suchen müssen. Schade eigentlich!