Wir alle werden immer bewusster, wie unsere Produkte hergestellt werden und verlangen von den Unternehmen, sich anzupassen. Ethische Marken zeigen den großen Konzernen, dass die Zukunft in sauberen Lieferketten, fairen und vielfältigen Arbeitsverhältnissen und einem zweckorientierten Ethos liegt. Wie du dein Unternehmen führst, ist wichtig. Und wie du es vermarktest, auch. In diesem Artikel lernst du vier nicht-manipulative Marketingstrategien kennen, die Kund:innen von heute anziehen und pflegen.
Warum ethisches Marketing wichtig ist
Traditionelles Marketing ist ein Katalysator für Umweltzerstörung, Tierquälerei und psychologische und finanzielle Probleme wie Kaufsucht und Schulden. Das ist es, was dem Marketing einen schlechten Ruf einbringt. Und das zu Recht.
Fairerweise muss man sagen, dass es nicht das Marketing selbst ist, das böse ist. Es wurde nur aufgrund der menschlichen Gier missbraucht. Die Zeiten ändern sich (buchstäblich), während das Bewusstsein steigt. Die gegenwärtige Krise einer Pandemie, des Klimawandels und sozialer Unruhen inspiriert die Menschen dazu, ihren Lebensstil dauerhaft zu ändern, ihre Kaufentscheidungen zu überdenken und ethische Marken zu suchen und zu unterstützen.
Der Klimawandel zum Beispiel inspiriert die Menschen dazu, Produkte wiederzuverwenden, zu upcyceln, zu reparieren, selbst herzustellen oder gar nicht mehr einzukaufen. Trotzdem brauchen wir von Zeit zu Zeit neue Sachen und wenn ein Kauf notwendig ist, recherchieren die Verbraucher:innen zuerst, um sicherzustellen, dass das Unternehmen und die Produkte mit ihren Werten übereinstimmen.
Dieser Paradigmenwechsel in der Einkaufsmentalität gibt dir die Möglichkeit, deine eigenen Geschäftsprozesse zu bewerten und zu optimieren, damit du in dieser sich verändernden Welt weiter wachsen und gedeihen kannst.
Deine Kund:innen wollen nicht manipuliert oder belogen werden und du willst kein Team für Krisenmanagement managen müssen.
Da die Verbraucher:innen sich immer mehr über soziale Themen und schädliche Produktionsprozesse bewusst werden, werden sie auch immer sensibler für die Manipulation im Marketing. Einige Unternehmen sind gezwungen, respektlose Werbekampagnen wegen Woke-Washing zurückzuziehen, während andere wegen Greenwashing vor Gericht gezogen werden.
- Woke-Washing ist, wenn ein Unternehmen oder eine Person ein gesellschaftliches Anliegen zum eigenen Vorteil ausnutzt. Meist in Form von Werbung. Es ist riskant und wird kritisiert, wenn die besagte Sache nicht in ihren Kernwerten verankert ist, was sie blind für die Implikationen macht.
- Greenwashing bedeutet, dass man behauptet, umweltfreundlich zu sein, obwohl man es nicht ist. Dies ist mittlerweile leider zu einer Standard-Marketingpraxis geworden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du eine nicht-manipulative Marketingstrategie anwenden, die mehr der menschlichen Natur entspricht.
Was ist ethisches Marketing?
Um es zu vereinfachen: traditionelles Marketing überredet Konsumierende, etwas zu kaufen. Egal, was.
Ethisches Marketing hilft Konsumierenden, eine bewusste Entscheidung zu treffen – durch Transparenz, Authentizität und Achtsamkeit. Als Geschäftsinhaber:in musst du deine Produkte oder Dienstleistungen verkaufen. Welchen Marketingansatz du wählst, ist eine Reflexion darüber, wie du dein Unternehmen führst.
Wo es Dankbarkeit gibt, gibt es auch Unterstützung und Loyalität.
Wenn du einen ethischen, nicht-manipulativen Ansatz wählst, werden deine Kund:innen dankbar sein, weil sie sich respektiert und verstanden fühlen.
Der nicht-manipulative Marketingansatz
Implementiere diese vier Praktiken in deine Marketingstrategie:
- Verwende runde Preise
- Sei transparent
- Ermutige zu Fülle und Geduld
- Nimm eine gesunde Wettbewerbseinstellung an
Diese Vorschläge sind genau das: Ideen, die du mitnehmen und zu deinen eigenen machen kannst.
Ich ermutige dich auch, auf deine Intuition zu hören, wenn du an deiner nächsten Marketingaktivität arbeitest und auf Zeichen in externen Marketingkampagnen zu achten. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, bedeutet das normalerweise, dass es nicht richtig ist.
Mach das, was sich für dich, deine Marke und deine Kund:innen richtig anfühlt.
#1: Verwende gerundete Preise
Manipulationstaktik: Preise aufrunden: 2,99, 347, 997.
Vor über einem Jahrhundert kreiert, lassen uns Charme-Preise eine kleinere Zahl auf der linken Seite sehen und geben uns das Gefühl, ein Schnäppchen zu machen. Diese Preise werden überall verwendet und sind so tief in unseren Gehirnen verankert, dass wir nicht einmal darüber nachdenken.
Ich unterstelle dir nicht, dass du manipulativ bist, wenn du sie in deiner Preisstrategie verwendest. Ich schlage vor, dass du über deine Absicht nachdenkst, wenn du sie benutzt. Ist es nur, weil es alle anderen auch so machen?
Wenn wir Charme-Preise aus Gewohnheit verwenden, setzt das den Ton, dass es unsere Zeit nicht wert ist, sie zu ändern. Warum sich die Mühe machen, ein laufendes System zu ändern?
Ich könnte mich auch fragen: „Warum sollte ich mir die Mühe machen, meine eigenen Produkte herzustellen, um Plastikmüll zu vermeiden – Plastik wird weiterhin produziert und gekauft werden? Stimmt. Aber will ich mehr Plastik in dieser Welt unterstützen, wenn ich es leicht vermeiden kann? Nein.
Nachdem ich in einer großen Business-Gruppe auf Facebook über die Charme-Preise geschrieben hatte, kommentierten ein paar Leute: „Es ist nur eine Zahl. Wir sind nicht dumm, wir wissen, was wir bezahlen.“ Auch wahr, es ist nur eine Zahl. Und diese Zahl funktioniert. Genau wie die anderen Manipulationstaktiken.
Gib deinen Produkten den Preis, den sie verdienen.
Und dann ist da noch diese Perspektive. Wenn wir ein Preisschild mit ,99 am Ende sehen, ordnen wir dieses Produkt automatisch in die Kategorie billig, minderwertig ein. Wir denken, es ist im Angebot. Wenn deine Produkte billig und von geringer Qualität sind, können Charme-Preise besser für dich und deine Kund:innen funktionieren, aber wenn nicht, denke darüber nach, was du dem Ruf deiner Produkte und deines Unternehmens antust.
In einer 2015 Studie, die von der Oxford University Press veröffentlicht wurde, gab es Hinweise darauf, dass Gefühle unsere Preiswahrnehmung bestimmen. Sie kamen zu dem Schluss, dass gerundete Preise im Gegensatz zu Charme-Preisen besser lesbar und verständlich sind und somit eher auf Gefühlen basieren. Kaufentscheidungen sind oft emotional und wer emotional mit einem Produkt verbunden ist, vertraut eher einem runden Preis.
Wenn ein Charme-Preisschild auf ein hochwertiges Produkt geklebt wird, könnte das Misstrauen wecken. Du fragst dich vielleicht, ob das Produkt wirklich von hoher Qualität ist. Wenn du gerundete Zahlen verwendest, sagst du deinen Kund:innen, dass deine Produkte den Preis verdienen, den sie haben.
Wenn du deine Preise ändern willst, beginne ein Gespräch und teile deine Ansichten über Marketingmanipulationen mit. Dies wird deine Kund:innen nicht nur wissen lassen, dass du dich dafür einsetzt, dein Marketing frei von Manipulationen zu halten. Es wird auch das Engagement und die Vorfreude auf „was kommt als Nächstes?“ fördern, was du in deine Content-Strategie integrieren kannst. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, lies meinen Artikel speziell über Preismanipulation.
#2 Sei transparent
Manipulationstaktiken: Unehrlichkeit, Greenwashing
Transparenz bedeutet für jeden etwas anderes, genau wie das Wort Nachhaltigkeit.
Transparenz bedeutet für mich, offen und ehrlich zu sein, wie du:
- dein Geschäft führst
- deine Produkte herstellst
- deine Mitarbeiter:innen, Partner:innen, Kund:innen, Konkurrent:innen behandelst
- Planst für Verbesserungen
- Verantwortung für Fehler übernimmst
Deine Kund:innen wissen vielleicht schon, dass du grünes WordPress Hosting für deine Website verwendest, aber wissen sie auch etwas über deine Lieferkette von oben nach unten, wie du deine Materialien beschaffst, wer deine Partner sind, wer deine Kleidung näht, woher deine Kaffeebohnen kommen oder ob deine Mitarbeiter:innen und Partner:innen gleich und fair bezahlt und behandelt werden?
Beantworte diese Arten von Fragen, bevor sie gestellt werden und deine Kund:innen werden sich in ihrem Entscheidungsprozess sicher fühlen.
Wenn du deinen Kund:innen auch zeigst, dass du an bestimmten Bereichen arbeitest, sagst du ihnen, dass sie dir wichtig genug sind, um diese Investition zu tätigen. Außerdem zeigst du damit deine Verletzlichkeit, was deine Marke vertrauenswürdiger macht.
Es ist immer besser, Fragen zu beantworten, bevor sie gestellt werden.
Wenn du zum Beispiel Plastik in deinen Verpackungen verwendest, aber gerade nach einer biologisch abbaubaren Lösung suchst, wollen deine Kund:innen wissen, was du vorhast. Indem du ihnen die ersten Schritte zeigst, die du unternommen hast und einen Zeitrahmen angibst, wann du die bessere Lösung anbieten kannst, wirst du Vertrauen gewinnen.
Wenn du nur schreibst: „Wir arbeiten daran.“ und sonst nichts, könnte dies als Greenwashing angesehen werden. Wenn du auf dem Weg bist, umweltfreundlicher zu werden, herzlichen Glückwunsch! Es ist Arbeit und es braucht auch Zeit, die Informationen deinen Kund:innen bestmöglich zu präsentieren, aber es ist machbar und auf lange Sicht lohnenswert. Nutze diese unglaubliche Chance, das Vertrauen deiner Kund:innen zu gewinnen, indem du die Tür zu deinem Backend öffnest.
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#3: Ermutige zu Geduld und Fülle
Manipulationstaktiken: Dringlichkeit und Knappheit
Dringlichkeits- und Verknappungstaktiken inspirieren zu schnellem Handeln und verursachen Angst und FOMO – die Angst, etwas zu verpassen.
Botschaften und Technologien (z.B. Countdown-Timer, limitierte Angebote), die nur dazu dienen, einen Verkauf anzutreiben, werden als Dringlichkeits- oder Verknappungstaktik betrachtet. Es gibt hier eine Grauzone, in der ich einige Dinge für OK halte, während andere manipulativ sind.
„Only 2 Spots Left – Enroll Now!“, wenn du in Wirklichkeit noch 10 Spots hast, ist unehrlich. „Noch 2 Tage bis zur Anmeldung“ ist es nicht, wenn du eine Deadline für deinen nicht-immergrünen Launch setzt.
Wenn dich jedoch jemand fragt, ob du das gleiche Programm später im Jahr starten wirst, und du lügst und sagst „Nein“, nur um den Verkauf jetzt zu bekommen, dann sei vorsichtig, denn das wird sich wahrscheinlich später gegen dich wenden.
Wenn du ehrlich bleibst, bekommst du den Platz vielleicht jetzt nicht besetzt, aber du gewinnst das Vertrauen deines Kund:innen, der später motivierter sein wird, mitzumachen. Sie werden auch eher geneigt sein, aktiv mitzumachen, dein Programm abzuschließen und dir positives Feedback zu geben.
Wenn du bei deinen Kund:innen das Gefühl der Fülle und der Geduld weckst, wirst du von beiden Seiten respektiert und belohnt.
Es ist immer genug für alle da und es gibt keine Notfälle im Marketing.
#4: Umarme ein gesundes Konkurrenzdenken
Manipulationstaktik: Beschämen der Konkurrenz
Kollaboration ist der neue Wettbewerb. Oder doch nicht? Ich habe vor kurzem das Wort „Coopetition“ aus dieser Quelle gelesen, was bedeutet: „Zusammenarbeit zwischen geschäftlichen Konkurrent:innen, in der Hoffnung auf für beide Seiten vorteilhafte Ergebnisse“. Es wurde ursprünglich 1913 geprägt!
Selbst mit über 100 Jahren Erfahrung in der Zusammenarbeit ist die menschliche Angst vor dem Wettbewerb real. So viel Zeit und Energie wird damit verbracht, sich Gedanken darüber zu machen, wie man „die Konkurrenz schlagen“ kann.
Zum einen ermöglicht diese ungesunde Denkweise Angst und dringendes Handeln, was oft dazu führt, Manipulationstaktiken anzuwenden, um zu versuchen, mehr Verkäufe zu bekommen. Es führt auch zu Markenkriegen. Denke an Coke vs. Pepsi oder Microsoft vs. Apple. Diese Kriege finden immer noch statt, auch wenn niemand ihren Blödsinn genießt.
Das ist kein Rennen oder ein Kampf und erinnere dich daran, dass es genug Überfluss gibt. Denke darüber nach, wie sich deine Kund:innen fühlen werden. Sie wollen wissen, dass du Zeit und Energie auf ihre Bedürfnisse verwendest und nicht auf eine andere Marke.
Tu, was für deine Kund:innen richtig ist und investiere Zeit und Energie in sie, nicht in das Schlagen deiner Konkurrenz.
Wenn deine Konkurrent:innen sich für die gleiche Sache begeistern und ihr euch gegenseitig weiterhelfen könnt, wie aufregend und effektiv wäre es dann, zusammenzuarbeiten?
Es gibt viele einfache und gewinnbringende Möglichkeiten, wie zum Beispiel:
- Organisiere gemeinsam ein Event, z.B. eine Modenschau. Niemand ist nur einer Modemarke treu, so dass dies eine einfache Möglichkeit ist, neue Kund:innen zu gewinnen und neue Designs zu kreieren, indem man Ideen kombiniert. Ich persönlich habe zusammen mit meinen Marketingkolleg:innen Masterclasses auf Online-Gipfeln präsentiert, um unseren Kund:innen mit verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen zu helfen.
- Legt eure Ressourcen zusammen, um Materialien in großen Mengen zu kaufen und gemeinsam etwas zu erschaffen.
- Teile dir Büro-, Produktions- oder Vertriebsräume, anstatt selbst in alles zu investieren, oder wenn du zusätzlichen Platz hast, vergebe ihn.
- Richte einen Mastermind ein, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Das mag für große Unternehmen nicht funktionieren, aber für kleine Unternehmen ist das sehr effektiv und wertvoll. Das habe ich mit 4 meiner Marketing-Freunde vor über 3 Jahren eingerichtet und wir treffen uns immer noch 2x im Monat.
Wenn du sicherstellen willst, dass dein Marketing manipulationsfrei ist, lies und nimm das Versprechen zum ethischen Schritt.
Zum zweiten Absatz: Die „Gezeiten ändern“ sich bestimmt nicht (oder nur unmerklich) 🙂
Das geflügelte Wort lautet „Die Zeiten ändern“ sich.
Danke Erik, ist angepasst! 😉
Viele Grüße aus Münster!