Einen bekannten Reiseblog herausbringen und davon leben – nach wie vor ein Traum vieler BloggerInnen. Doch heutzutage ist es alles andere als einfach, mit einem Blog durchzustarten. Biggi und Flo von Phototravellers haben es geschafft. Sie verraten uns mehr über ihr Erfolgsrezept, die notwendigen Voraussetzungen und das Bloggen in Krisenzeiten.
Blogs und SEO
Euren Reiseblog gibt es seit 2010. Seither hat sich das Bloggen ziemlich gedreht. Was sind eure persönlichen Erkenntnisse aus dieser Zeit? Was muss man heute anders machen?
Los ging es damals bei uns als klassisches Reisetagebuch für Freunde und Bekannte. Das war noch das ursprüngliche Bloggen. Heute ist das ganz anders – zumindest dann, wenn man vom Bloggen leben muss bzw. darf, so wie wir. Damals schrieben wir nach Lust und Laune – das geht heute nicht mehr.
Jedenfalls dann nicht, wenn man eine gewisse Relevanz in den Suchmaschinen erreichen möchte. SEO, also die Suchmaschinenoptimierung, ist dabei ein ganz wichtiger Aspekt. Dabei darf man aber nie den Leser vergessen. Wir schreiben auch heute noch in erster Linie für unsere User und nicht für die Suchmaschine.
Phototravellers.de gehört zu den reichweitenstärksten Reiseblogs in Deutschland. Mit welchen konkreten Maßnahmen habt ihr das geschafft?
In erster Linie mit viel Arbeit und Fleiß. Bis 2018 hatten wir beide noch eine Festanstellung. Wir kommen beide aus dem Journalismus (Biggi arbeitete unter anderen beim Süddeutschen Verlag) und haben das Schreiben und das Fotografieren quasi im Blut.
Nach dem normalen Büro-Alltag ging es damals im Homeoffice oft bis drei Uhr nachts weiter mit dem Blog. Auf Dauer sind drei bis vier Stunden Schlaf aber nicht durchzuhalten. So fiel 2018 die Entscheidung, uns voll aufs Bloggen zu konzentrieren.

Wir haben den Schritt nicht bereut. Im Juli rechnen wir mit rund 300.000 Leserinnen und Lesern, die auf unseren Blog kommen – das freut uns natürlich sehr.
Reichweite schaffen
Welche Rolle spielen Kooperationen mit Unternehmen und anderen Magazinen? Was sind eure besten Tipps, um solche aufzubauen?
Das geht nicht über Nacht. Auch im digitalen Zeitalter sind persönliche Kontakte der beste Türöffner. Die schließt man unter anderem auf Events, in unserem Fall etwa auf der Internationalen Tourismusmesse (ITB) in Berlin.
Solche Kontakte müssen dann auch stetig gepflegt werden. Wer dann gute Arbeit abliefert, der darf sich oft über Folgeaufträge oder Weiterempfehlungen freuen.
Ihr seid erst kürzlich zu Raidboxes gewechselt. Bei eurem alten Hoster gab es diverse Probleme. Welche waren das? Und wie habt ihr sie bei uns in den Griff bekommen?
Zunächst einmal freuen wir uns über die extrem schnellen Ladezeiten bei Raidboxes. Da hatten wir in der Vergangenheit immer wieder Probleme. Inzwischen ist das ja auch ein wichtiger Ranking-Faktor.
Früher hatten wir auch immer wieder Serverausfälle. Bei mehr als 300.000 Besuchern im Monat schmerzt es ziemlich, wenn der Blog eine oder zwei Stunden nicht erreichbar ist. Auch einige Plugins, die vorher nicht so liefen wie sie sollten, funktionieren endlich einwandfrei.
Die Technik und das WordPress Hosting
Wie sorgt ihr dafür, dass euer Blog möglichst performant läuft? Bei mehr als 400.000 Seitenaufrufen im Monat ist das ja ein wichtiger Faktor…
Zum einen halten wir WordPress und alle Plugins immer aktuell. Das ist auch für die Sicherheit wichtig. Dann haben wir uns für ein recht großes Paket bei euch entschieden.
Das Hosting ist natürlich nicht ganz billig. Wer seinen Blog hauptberuflich betreibt, sollte aber nicht an der falschen Stelle sparen. Schon eine halbe Sekunde Ladezeit kann am Ende des Monats einen großen Unterschied machen.
Ihr wart beide Vollblut-Journalisten, bevor ihr euch 2018 mit dem Blog selbstständig gemacht habt. Wie sehr hilft euch das?
Das hilft auf der einen Seite sehr. Als ehemalige Print-Journalisten wissen wir, wie wichtig eine gute Recherche und ein angenehmer Schreibstil sind. Auf der anderen Seite gelten im Internet oft ganz andere Gesetze.
Für eine Print-Zeitung oder ein Magazin muss man sich nicht an SEO-Grundsätze halten. Da kommt es darauf an, den Leser von der Einleitung bis zum Ende zu packen. Im Internet suchen Menschen indes oft sehr spezielle Informationen, ohne viel „Tamtam“ drumherum.
Wie geht ihr mit dem Thema Transparenz um? Gerade die Reiseblogger-Szene gilt als anfällig für Schleichwerbung… Werden eure Leser kritischer?
Viele unserer Reisen finanzieren wir komplett selbst. Einfach deshalb, um vor Ort das zu erleben, was uns persönlich am meisten interessiert. Bei Kooperationen weisen wir in den Artikeln ganz deutlich darauf hin. Aber auch hier ist uns wichtig, nur Sachen zu empfehlen, die uns persönlich gefallen.
Nein, ehrlich gesagt spüren wir hier keinen Unterschied zu früher. Wie gesagt kennzeichnen wir aber auch alle Artikel, die im Rahmen einer Kooperation entstehen. Wir veröffentlichen nichts, hinter dem wir nicht stehen.
Geld verdienen mit Blogs
Welche Kenntnisse sollte man generell haben, um einen Blog professionell zu betreiben?
Zunächst einmal muss man Spaß am Schreiben haben. Wer einen Blog aufzieht, um damit schnell Geld zu verdienen oder um kostenlose Produkte abzugreifen (Vorsicht mit dem Finanzamt), wird über kurz oder lang die Segel streichen. Dann ist ein Blog nämlich nichts anderes als ein Bürojob. Nur wer Leidenschaft mitbringt, kann unserer Meinung nach langfristig erfolgreich sein.
Daneben muss man eigentlich alles mitbringen, was für jede Selbständigkeit wichtig ist. Neben der Leidenschaft muss jeder Gründer Rückschläge verkraften können – denn die kommen. Auch wer jeden Monat ein festes Einkommen auf seinem Konto sehen will, dürfte Probleme mit der Selbständigkeit haben.
Die Corona-Krise hat das deutlich gezeigt. Von einem Tag auf den anderen brachen uns unzählige geplante Kooperationen weg – und damit Einkommen. Wir kennen einige Hobby-Blogger, die angesichts der massiven Besucherverluste im Zuge der Corona-Pandemie die Flinte ins Korn geworfen haben.
Für uns war aber klar: Jede Krise ist auch eine Chance – also Feuer frei. Unsere zwei Werkstudentinnen haben wir mit Aufträgen in der Krise nur so überschüttet. Finanziell war das ein Spiel mit dem Feuer – aber es hat sich ausgezahlt.
Mit der Nische zum Erfolg
2010 war es noch deutlich einfacher, einen neuen Blog zu starten. Was ratet ihr Bloggern, die erst jetzt damit beginnen? Wie kann man aus der Unmenge an Content überhaupt noch hervorstechen?
Aller Anfang ist schwer. Und das trifft heute noch stärker zu als im Jahr 2010. Wer einen Blog startet, weil man einfach Spaß am Schreiben hat, kann das Bloggen – wie früher schon – recht gelassen angehen und drauf losschreiben.
Wer langfristig erfolgreich sein will und das Bloggen als mögliches Business ansieht, sollte sich auf alle Fälle ein sehr gutes Konzept überlegen. Ein einprägsamer Name (den man auch aussprechen und sich leicht merken kann), eine DE-Domain (und am besten alle anderen wichtigen Domains) und ein ansprechendes Design (was auch auf dem Smartphone funktioniert) sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Blog.
Mit einer Nische – etwa einem Blog mit den besten Sahnetortenrezepten – hat man sicher auch heute noch gute Chancen, relativ schnell in seiner Sparte groß zu werden. Wer unspezifische Themen angeht – etwa Reisen allgemein – sieht sich heute einer riesigen Konkurrenz gegenüber. Neben reichweitenstarken Blogs mit vielen Backlinks sind das auch größere Firmen, die Unmengen für SEO ausgeben.
Wer hier startet, braucht auf alle Fälle einen sehr langen Atem und Kapital. Einen professionellen Blog zu betreiben geht nämlich ganz schön ins Geld. Neben dem Hosting fallen einige Kosten an, etwa für Plugins, spezielle Programmierungen, den Steuerberater oder die Markenanmeldung, die wir sehr empfehlen.
Zum Geldverdienen lohnt sich ein reiner Blog tatsächlich nicht mehr. Für den Aufbau einer Marke oder das Generieren von Backlinks via Contentmarketing macht das aber schon noch Sinn. Das Geld wird dann quasi über Umwege verdient.
Wettbewerb belebt das Geschäft, gilt immer noch als Leitsatz in jedem Gewerbe. Wie oft ist das schon passiert, das eine etablierte Firma von einem Neuling regelrecht überrollt wurde und das nur weil die etablierte Firma der Meinung war das selbige aufgrund ihrer Größe und Alter faktisch nicht zu Fall zu bringen wäre. 😉