Das WordCamp Stuttgart #WCSTG war besonders: Mit einer nachhaltigen und diversen Agenda, anregenden Sessions und einer beeindruckenden Kulisse im Schloss Hohenheim. Raidboxes war als Gold-Sponsor mit dabei. Unser persönlicher Rückblick.
WordCamps und Nachhaltigkeit
Das WordCamp Stuttgart war Vorreiter in Sachen „grünes“ Camp. Das dürfte nicht zuletzt am Orga-Mitglied Simon Kraft liegen: Er initiiert mit wpforfuture eine Initiative, um WordPress nachhaltiger zu machen. Siehe unseren Beitrag Wie grün ist WordPress? mit Tipps für EntwicklerInnen sowie Anwender von WordPress & WooCommerce.
Raidboxes ist mit seinem WordPress-Hosting ebenfalls ein Wegbereiter für Nachhaltigkeit. Immer mehr Hoster springen auf diesen Zug mit auf, so auch in Stuttgart. Das freut uns, solange es der Umwelt dient.
Die ökologischen Eckpunkte des WordCamp Stuttgart:
- Rein vegetarisches und veganes Essen, hierdurch wurde schätzungsweise bis zu eine Tonne CO2 eingespart
- Vermeiden von Einwegverpackungen und -Geschirr, unter anderem bei der Kaffeebar
- Wenig Drucksachen und wenig Swag
- Keine T-Shirts für die TeilnehmerInnen
- Nachhaltige Themen am Contributor Day und in den Sessions
- Die Bitte der Orga, anfallende CO2-Emissionen via atmosfair auszugleichen
Auch wir Sponsoren wurden dazu ermuntert, nicht unnötig viel Materialien zu verteilen. Und – wo möglich – den ÖPNV zu nutzen. Zukünftige WordCamps können sich sicherlich an dieser grünen Agenda orientieren.
WordPress und Diversität
Das Orga-Team in Stuttgart hat im Vorfeld stark daran gearbeitet, einen möglichst ausgeglichenen Session-Plan zu präsentieren. Am Ende waren 8 von 29 SpeakerInnen weiblich, nach zunächst nur drei Frauen. Simon betonte im Gespräch, dass das eigentliche Ziel von WordCamps – die Ausgeglichenheit – damit noch längst nicht erreicht sei. Doch insgesamt hat sich die Situation deutlich gebessert, wenn man an die deutschsprachigen Camps noch vor vier/fünf Jahren zurückdenkt.
Es ist für die Organisation alles andere als einfach, um weibliche Vortragende zu werben. Diskussionen zu anderen Veranstaltungen, etwa auf Twitter, zeigen: Schnell kommt der Vorwurf auf, man werde als Frau jetzt nur noch gefragt, um eine Quote zu erfüllen. Und nicht aus rein fachlicher Sicht. Das Thema ist komplex. Selbst beim Schreiben hierüber muss ich aufpassen, nicht in Klischees abzurutschen. Aber das Engagement lohnt sich.
Je bunter die Speaker-Landschaft, umso mehr Themen können angeboten werden. Und umso mehr Menschen fühlen sich am Ende von der WordPress-Community vertreten. Siehe hierzu auch die Inititative Vielfalt des WordCamp Düsseldorf.
Insgesamt sah das WordCamp Stuttgart wie folgt aus:
- Etwa 200 verkaufte Tickets
- Rund 170 TeilnehmerInnen
- Davon etwa ein Drittel aus dem Stuttgarter Raum
- Weitere vertretene Länder: Schweiz, UK, Südkorea, Ungarn, Südafrika, Indien, Mazedonien, Finnland, Belgien
Das Schloss der Universität Hohenheim als Veranstaltungsort beeindruckte alle TeilnehmerInnen. Es war die bislang wohl schönste WordCamp-Kulisse, die eindeutig kreative Gespräche förderte:
Separate Räume für Diskussionen und ruhiges Arbeiten unterstützten dieses Anliegen. Das kleine Orga-Team von Simon Kraft, Dennis Hipp, Matthias Kittsteiner, Christopher Kurth und Nadine Hipp leisteten nicht nur hier einen tollen Job.
DSGVO & Recht für Webworker
Melvin Louis Dreyer und Maha Paris von unserem Partner Händlerbund steuerten eine Session zur DSGVO für Webworker bei. Ein leidiges Thema für Kreative, das aber alle FreiberuflerInnen und Agenturen etwas angeht. Siehe unsere Beiträge und Tipps hierzu:
- DSGVO & WordPress: Technische Maßnahmen
- Borlabs Cookie: Die DSGVO-Lösung für WordPress
- 5 beliebte DSGVO-Plugins für WordPress im Vergleich
- Conversion-Killer Datenschutz: Wichtig, aber unterschätzt
Ebenso unser E-Book „DSGVO-Guide für WP-Agenturen, Freelancer & Webseitenbetreiber“. Es macht dich mit den wichtigsten Inhalten und Empfehlungen zur EU Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vertraut.
In dem Vortrag ging es um die Grundprinzipien der DSGVO, die jeder Freelancer und jedes Unternehmen berücksichtigen muss. So ist die Datenverarbeitung bei natürlichen Personen seit der DSGVO grundsätzlich verboten, du brauchst hierzu eine Einwilligung (Opt-in). Diese basiert auf Freiwilligkeit, deswegen müssen z.B. Cookie Banner eine spezielle Form haben. Siehe unseren Ratgeber hierzu.
Wie Melvin erläuterte, gibt es bei der Umsetzung der DSGVO noch viele Unklarheiten, Grauzonen und gesetzliche Grundlagen, die sich teils widersprechen. Seine Empfehlung:
Ihr solltet das Cookie-Urteil jetzt schon beherzigen, auch wenn die gesetzgeberische Entwicklung noch nicht endgültig klar ist und auch noch Gerichtsurteile ausstehen.
Denn diese Unklarheit könne sich schnell ändern, dann sollte man vorbereitet sein. Und das obwohl die DSGVO es vielen Unternehmen deutlich schwieriger mache, das Kaufverhalten zu analysieren und ihre Prozesse zu optimieren.
Auch die Zweckbindung bei erhobenen Daten ist wichtig. Gibt ein Käufer in einem Onlineshop seine Adresse an, so darf man diese beispielsweise für den Versand nutzen. Aber man darf sie nicht ohne weitere Einwilligung an Partner weitergeben, oder den Empfänger durch den Vertrieb persönlich besuchen lassen. Ein weiteres Standbein ist die Transparenz und die Sicherheit der Datenverarbeitung durch dich oder deine Agentur:
- Betroffene Personen müssen wissen, was mit welchen ihrer Daten geschieht bzw. wie diese verarbeitet werden
- Hierzu dient unter anderem eine aussagekräftige Datenschutzerklärung
- Die Rechtmäßigkeit der Verarbeitung muss jederzeit sichergestellt sein
- Ebenso ist die Richtigkeit der Daten zu gewährleisten
- Die Daten müssen sicher vor dem Zugriff durch Dritte gespeichert sein
Du hast Fragen zur DSGVO für Webworker und Agenturen? Stelle diese gerne in den Kommentaren, dann machen wir zusammen mit unserem Partner Händlerbund einen Beitrag daraus. Den kompletten Vortrag kannst du dir hier anschauen:
In diesem Zusammenhang ein großes Dankeschön an das Team von WordPress.tv für die ehrenamtliche und schnelle Arbeit! Siehe alle Sessions des WordCamp Stuttgart in der Übersicht.
Das WordPress Health Check Plugin
Torsten Landsiedel stellte in Stuttgart das Arbeiten mit dem Plugin Health Check & Troubleshooting vor. Mit diesem kannst du alle Plugins nur für den Admin deaktivieren und auf ein Standardtheme umstellen. Danach lassen sich die Plugins und das Theme einzeln wieder aktivieren. So kommst du beispielsweise einem Plugin-Konflikt auf die Spur. Siehe seinen Beitrag auf unserem Blog zum Thema.
Mit dem Health Check Plugin findest du aber auch zahlreiche weitere Fehler in der Konfiguration von WordPress und WooCommerce. Darunter Fälle, bei denen selbst erfahrene SupporterInnen beim ersten Blick ratlos sind. Torsten nannte als Beispiel die fehlerhafte Massenbearbeitung von Beiträgen, wenn die PHP-Variable max_input_vars von WordPress zu niedrig gesetzt ist.
Das setze jedoch Profi-Wissen und eine sorgfältige Interpretation der Einträge im Plugin voraus. Es ist nicht ganz einfach, die einzelnen Werte und Debug-Infos richtig zu entschlüsseln. Denn sie sind im Plugin selbst nicht dokumentiert.
Es gibt aber auch Kritikpunkte an dem Plugin. So werden selbst im Standard-WP-Auslieferzustand ohne installierte Plugins Fehler und Warnungen ausgeworfen. Praktisch hingegen: Die Tests lassen sich über PHP-Filter um eigene Routinen ergänzen. Du kannst zudem einzelne Tests entfernen. Zum Beispiel dann, wenn bei deinem Managed Hosting Funktionen integriert sind, die nicht getestet werden müssen. Oder wenn deine WordPress-Konfiguration verfälschte Ergebnisse liefert.
Die Session „Health Check Plugin“ gibt es ebenfalls auf WordPress.tv.
Sessions für Entwickler:innen
Insgesamt gab es auf dem WordCamp Stuttgart eine gute Mischung aus Vorträgen für Anwender, Marketing und das Development von WordPress. Unsere Produktentwickler Jeffrey und Marcel besuchten die eher technischen Sessions. Die Eindrücke von Jeffrey:
- How to recover from a security breach: Otto Kekäläinen präsentierte einen Fall aus seiner Praxis, in dem fünf Seiten eines Kunden gleichzeitig ausfielen. Er schilderte, wie er sie Schritt für Schritt überprüfte. Handelte es sich um Malware? Wo war die Hintertür? Und wie stellte er das System wieder her? Siehe seinen Talk.
- ddev, Docker und eine lokale Beziehung: Frank Schmittlein erklärte, wie man die PHP-Entwicklungsumgebung ddev mit dem Container-Tool docker nutzt, um lokal zu entwickeln. Zur Session auf WordPress.tv.
- Understanding git: Bei David Remer drehte sich alles um die Versionsverwaltung git. Was läuft bei git unter der Oberfläche? Und wie speichert es seine Informationen in eigenen Dateien? Das Verständnis dazu ist sehr hilfreich, um Code wiederherzustellen, den man für verloren hielt.
- Build, maintain and sell a WordPress Plugin: Robert Windisch gab einen Einblick in die Produktentwicklung von WordPress-Plugins. Wann vertreibt man diese gratis, und wann im Premium-Modell? Als Grundlage für diesen Prozess nahm er das Plugin MultilingualPress.
Auch das WordCamp Retreat Soltau sucht noch SpeakerInnen. Du kannst selbst ein Thema einreichen, oder eine andere Person vorschlagen. Mehr Infos hierzu gibt es auf dem Blog des Camps.
WordPress und gesellschaftliche Verantwortung
Caspar Hübinger rundete die nachhaltige Wirkung des WordCamp Stuttgart ab. Wer seine Vorträge kennt, der weiß, dass diese auf ganz besondere Weise über den Tellerrand der Community blicken. Und dass sie uns den Spiegel vorhalten. Denn als „Techies“ haben wir alle eine Verantwortung: WordPress und seine Anwendungsfälle beeinflussen immer auch die Gesellschaft.
Sein Talk „Menschsein in Zeiten digitaler Entmenschlichung“ drehte sich rund um die folgenden Fragen:
- Wie stelle ich sicher, dass kommerzielle Marketing-Absichten mit meinen eigenen Werten vereinbar sind?
- Wie gelingt es, dass ich dabei nicht irgendwann Menschen manipuliere, egal ob absichtlich oder unabsichtlich?
- Kann ich verhindern, zu jemandem zu werden, der ich nicht sein will? Bei welchem Produkt/Anbieter/Angebot ziehe ich die rote Linie?
- Unter welchen Umständen muss ich diese Linie neu definieren?
Denn wir alle vermarkten in irgendeiner Form uns oder unser Unternehmen. Genau deswegen sollten wir uns den genannten Fragen stellen. „Ein anderes Wort für Marketing ist Propaganda“ – diesen Bezug erläuterte Caspar sehr eindringlich, aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte. Sein einer Großvater verweigerte sich dem Nationalsozialismus, der andere kollaborierte. Die Frage von Caspar an sich selbst lautet:
Wie hätte ich mich verhalten, hätte ich den Weitblick gehabt? Wie existenziell hätten die Nachteile sein müssen, um nicht den leichteren Weg zu wählen?
Was hat das mit uns und WordPress zu tun? „Wir leben heute im Zeitalter des Überwachungskapitalismus“, so seine Antwort. Siehe „the age of surveillance capitalism“ und das gleichnamige Buch von Shoshana Zuboff. Der Mensch werde zunehmend in segmentierbare Cluster eingeteilt, um uns zu manipulieren. Ziele seien die totale Vorhersehbarkeit und steuerbare Konsumenten – mit Hilfe dessen, was sich Onlinemarketing nennt.
Das alles laufe unter dem Deckmantel der angeblichen Neutralität der Technologie. Und mit unseren Daten als Antrieb und Währung:
Ein Beispiel ist Google. Googles selbstdefiniertes Ziel ist es, die Informationen der Welt zu organisieren – refinanziert durch Onlinewerbung. Doch wer hat dieses Ziel entschieden? Wer hat es in Auftrag gegeben?
Wir alle sind auf Dienste wie Google, Amazon, Apple, Facebook, WhatsApp, Instagram etc. angewiesen und nutzen sie, wie Caspar anschaulich zeigte. Wir können also kritisch sein, und sind als DigitalarbeiterInnen trotzdem erpressbar. Es sei – wie damals im dunkelsten Kapitel Deutschlands – ein Opt-In. als Digitalarbeiter machen wir uns zu Komplizen der Maschinerie des Überwachungskapitalismus. „Wir haben die Wahl, die Produktionsmittel des surveillance capitalism zu übernehmen, oder einen anderen Beruf zu wählen“ – so seine Worte.
Doch wir haben auch eine Perspektive: Der positive Wandel, den man durch eine Gewissensentscheidung treffe, rettet irgendwann ein Menschenleben. Und sei es in einer anderen Generation. Man könne auch in seinem (Marketing-) Job immer wieder auf eine neue Ethik hinwirken, und sei es nur in kleinen Schritten.
Etwas von uns wird irgendwann Bilanz ziehen wollen. Wir sollten so leben, dass wir in diesem Moment keine Reue verspüren. Mensch sein bedeutet, die eigenen Entscheidungsgrundlagen immer wieder zu hinterfragen. Genauso wie wir immer die des Überwachungskapitalismus hinterfragen sollten.
Der Talk von Caspar Hübinger ging unter die Haut. Und er nahm alle Anwesenden in die Pflicht. Die komplette Session findest du als Video auf seinem Blog oder hier:
Raidboxes beim WordCamp Stuttgart
Unser Stand war an beiden Tagen sehr gut besucht. Von Kunden, die sich nach neuen Features erkundigten, etwa den erweiterten WordPress-Vorlagen oder dem RB Login Protector. Aber auch zahlreiche Interessenten informierten sich: Von freien EntwicklerInnen bis hin zu größeren Agenturen. Auch hier professionalisieren sich die WordCamps zunehmend. Unser Team erklärte ihnen die Vorteile unseres Managed WordPress Hosting, und warum deine Seite damit deutlich schneller läuft.
Nach dem Camp ist vor dem Camp: Wir freuen uns darauf, dich beim WordCamp Düsseldorf #WCDUS Ende November zu sehen! Oder beim WordCamp Retreat Soltau #WCRetreat in 2020. Beide Camps unterstützen wir als Sponsor.
Du hast Fragen zu unserem nachhaltigen und besonders schnellen WordPress Hosting? Dann sprich uns direkt vor Ort an. Oder kontaktiere jederzeit unsere WordPress-ExpertInnen.