Online Meetings, virtuelle Konferenzen und digitale Workshops sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Im Vergleich zu offline Veranstaltungen fällt es den Teilnehmenden im virtuellen Rahmen oft schwerer, warm zu werden und sich an Diskussionen zu beteiligen. Agile Coach Oliver Wüntsch hat darum elf Ice Breaker Methoden im Gepäck, die den Einstieg in digitale Events erleichtern und die Interaktion fördern. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Gerade bei digitalen Meetings über Zoom und Co. besteht die Gefahr, dass die Teilnehmer:innen gedanklich abschalten. Ein guter Online Workshop dagegen setzt auf Interaktion und Austausch. Wichtig ist deshalb, klar und in kurzen Sätzen zu sprechen und die Inhalte so abwechslungsreich wie möglich zu halten. Nichts ist schlimmer für die Aufmerksamkeit als eine monotone Stimme, die die Folien der Präsentation vorliest. Praktische Beispiele und Zwischenfragen an die Teilnehmer:innen lockern auf. Plane Ice Breaker ein, bei denen alle Beteiligten selbst aktiv werden und ihre Perspektive einbringen können. Du wirst sehen: Enthusiasmus ist ansteckend – ebenso wie Humor und Spaß an der Sache.
Da in Online Workshops die direkte soziale Interaktion wegfällt, solltest du das gesamte Meeting vorab durchplanen. Du bist es satt, dass sich die Teilnehmer:innen deiner Workshops kaum beteiligen und hinter abgeschalteten Kameras verstecken? Um die Mitarbeit und das Engagement aller Beteiligten zu steigern und die Aufmerksamkeit hochzuhalten, präsentiere ich dir im Folgenden elf Ice Breaker Methoden:
- Breakout Sessions für den Austausch in kleinen Gruppen
- Chat Waterfall für Ideen, Fragen und Anmerkungen
- Umbenennen für ein Plus an Infos
- Drei Hashtags für schnelle Vorstellungsrunden
- Round Robin für mehr Flow in Feedbackrunden
- Closed Eyes für echte Stimmungsbilder
- Speed Dating für ein Plus an Adrenalin
- Tele Gymnastik für eine bessere Durchblutung
- Schnelle Zeichnungen für mehr Spaß
- Das verrückteste Gerät als Lockerungsübung
- Kurze Atemübungen, um zur Ruhe zu kommen
1. Breakout Sessions
Ein echter Game Changer für besonders interaktive Workshops sind Breakout Rooms. Dabei handelt es sich um eigenständige kleine Arbeitsgruppen, die von der Moderator:in dynamisch erstellt werden können. In den Gruppenräumen haben die Teilnehmer:innen Gelegenheit zum fokussierten Austausch zu bestimmten Themen. Der große Vorteil von Breakout Sessions: Die virtuelle Arbeit in Kleingruppen trägt zur Auflockerung deines Online Meetings bei und hilft, die Beteiligung der Teilnehmer:innen anzuregen.
Welche Teilnehmer:innen welchem Gruppenraum zugeordnet werden, hängt von der Voreinstellung im jeweiligen Tool ab. Entweder überlässt du die Entscheidung dem Zufall oder den Besucher:innen der Veranstaltung. Nachdem die vorab festgelegte Zeit für die Gruppenarbeit abgelaufen ist, kehren alle automatisch ins Plenum zurück.
2. Chat Waterfall
Häufig entscheidet bereits der Beginn eines Meetings über die Bereitschaft der Teilnehmer:innen, aufmerksam zuzuhören und sich zu beteiligen. Menschen zeigen mehr Engagement, wenn sie sich einer Sache verbunden führen. Deshalb ist es wichtig, alle von Anfang an abzuholen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.
Der sogenannte Chat Waterfall hilft, die Aufmerksamkeit deines virtuellen Publikums gleich zu Beginn zu erhalten. Mit dieser Methode sind alle Teilnehmer:innen aufgefordert, eine Frage durch kurze Nachrichten im Chat zu beantworten. Dabei schickt jede:r seine Antwort erst dann ab, wenn die Moderator:in dazu auffordert. Für Einführungsrunden eignet sich zum Beispiel die Frage nach Vorerfahrungen zum jeweiligen Thema.
Je nach Gruppenzusammensetzung kann aber auch ein witziger Einstieg sinnvoll sein. Mögliche Fragen sind folgende: Auf welchen Gegenstand blickst du, wenn du vom PC hochsiehst? Wie wach (auf einer Skala von 1 bis 10) bist du gerade?
Ein Chat Waterfall rüttelt die Teilnehmer:innen nicht nur auf, sondern kommt ganz ohne Hürden daher. Die Gedanken aller Beteiligten richten sich auf ein bestimmtes Thema, zu dem jede:r Einzelne im Chat eine Idee äußern kann. Als Moderator:in kannst du die Antworten laut vorlesen und gegebenenfalls auf einige von ihnen eingehen. So wird die Gruppe bereits zu Beginn aktiviert und vernetzt.
3. Umbenennen
Diese Methode dient dazu, sich in der Gruppe besser kennenzulernen oder bestimmte Gruppierungen herauszuarbeiten. Es funktioniert ganz einfach: Bitte die Teilnehmer:innen, sich in den Einstellungen des Tools umzubenennen. Beispielsweise können Vor- und Nachnamen in Spitznamen abgeändert werden. Oder du forderst alle dazu auf, nicht nur ihren Namen, sondern auch die Stadt, in der sie sich befinden, in die Benennung aufzunehmen. Bei der anschließenden Betrachtung der neuen Namen lassen sich Vergleiche ziehen und Gemeinsamkeiten feststellen. Dieser kleine Ice Breaker bringt nicht nur Spaß, sondern fördert auch das Gemeinschaftsgefühl.
4. Drei Hashtags (3#s)
Diese Methode dient der Vorstellung und dem Kennenlernen der Teilnehmenden untereinander und funktioniert auch bei großen Gruppen. Jede:r Teilnehmer:in darf drei Hashtags (beziehungsweise Schlagworte) verwenden, um sich den anderen vorzustellen. Die Hashtags dienen der Selbstbeschreibung und können beispielsweise Eigenschaften oder Hobbys sein. Insbesondere bei neuen Gruppen gelingt es mit diesem Ice Breaker, die Teilnehmer:innen greifbarer zu machen. Natürlich lässt sich die Methode auch auf andere Themen anwenden.
5. Round Robin
Round Robin bringt mehr Dynamik ins Brainstorming sowie in Begrüßungs- und Feedbackrunden. Es handelt sich um eine spezielle Variante des Brainstormings. Am Anfang steht eine Frage oder Problemstellung, die von einem Teilnehmenden beantwortet wird. Gleich danach nominiert diese Person die nächste Sprecher:in, die inhaltlich an das zuvor Gesagte anknüpft. Auf diese Weise entsteht ein Flow, in dem alle Teammitglieder einmal zu Wort kommen. Es geht darum, alle zu beteiligen, Ideen zu generieren und zu verbessern und eine positive Dynamik ins Gespräch zu bringen.
6. Closed Eyes
Fordere die Teilnehmer:innen auf, ihre Augen zu schließen und eine Frage nur mit “Ja” oder “Nein” zu beantworten. Für ein „Ja“ halten die Teilnehmenden ihre Hand mit dem Daumen nach oben in die Kamera. Ein nach unten gerichteter Daumen bedeutet „Nein“. Mit dieser Methode kannst du schnell ein authentisches Feedback einholen. Es eignet sich auch für ein schnelles Stimmungsbild: „Mir ist klar, wie die nächsten Schritte aussehen?”. Genauso gelingt es, die aktuellen Bedürfnisse abzufragen: „Ich brauche dringend eine Pause.“
7. Speed Dating
Bei dieser Methode kommen jeweils zwei Personen für kurze Zeit (beispielsweise drei Minuten) in einer Breakout Session zusammen. Danach wechselt die Zuordnung zu den Räumen, sodass alle die Möglichkeit erhalten, die anderen Teilnehmer:innen „unter vier Augen“ kennenzulernen. Dabei steht die Kommunikation im Vordergrund, das Thema spielt eine untergeordnete Rolle. Um die Gespräche möglichst unterhaltsam zu gestalten, eignen sich kreative Fragen gut: Heute habe ich mich besonders gefreut über…? Wärst du lieber extrem intelligent oder extrem gut im Umgang mit Menschen? Wenn ein Roboter dir eine einzige Tätigkeit abnehmen könnte – welche wäre das?
8. Tele Gymnastik
Kurzweilige Gymnastikübungen halten die Aufmerksamkeit hoch und lösen körperliche Verspannungen nach stundenlangem Sitzen. Online, beispielsweise auf YouTube, finden sich viele Übungen, die sich jederzeit sowohl im Büro als auch zu Hause durchführen lassen. Gemeinsame Bewegungen sind zudem gemeinschaftsfördernd. Fordere die Teilnehmer:innen beispielsweise dazu auf, einmal um den Stuhl zu laufen, aktiviere die Gruppe zu einfachen Yoga- oder Dehnübungen für Hals und Nacken oder lass die Teilnehmenden ihre aktuelle Stimmung anhand von Gesten darstellen.
9. Schnelle Zeichnungen
Kleine Zeichenaufgaben können dazu dienen, die Stimmung und Motivation der Teilnehmer:innen abzufragen. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, den Teilnehmer:innen Aufgaben mit Bezug zum Thema des Workshops zu stellen. Die Ergebnisse können anschließend geteilt werden, indem man die Zeichnungen in die Webcam hält. Hier solltest du die Teilnehmenden darauf hinweisen, sich Stift und Papier zu holen oder sie zeichnen an ihrem digitalen Endgerät und teilen es später per Bildschirmfreigabe.
10. Das verrückteste Gerät
Bei dieser Methode haben die Teilnehmer:innen eine Minute Zeit, um das ausgefallenste Gerät aus ihrer Wohnung vor die Kamera zu holen. Du kannst die Übung bei Bedarf erweitern, indem die Teilnehmer:innen ihr Gerät in Breakout Sessions einer anderen Person vorstellen sollen, ohne dass das Gerät vorher gezeigt wird. Das Gegenüber soll anhand der Hinweise erraten, um welches Gerät es sich handelt.
11. Kurze Atemübungen
Regelmäßige kurze und aktive Pausen steigern die Leistungsfähigkeit und helfen der Konzentration auf die Sprünge. Ein echter „Energizer“ sind kurze Meditations- oder Atemübungen. Diese ermöglichen den Teilnehmer:innen, zwischendurch zur Ruhe zu kommen und für kurze Zeit abzuschalten. Hier findet ihr ein paar Beispiele zu Atemübungen.
Fazit: Erfolgreiche Online Workshops durch interaktive Elemente
Wie die Zusammenarbeit im Meetingraum hat die digitale Kollaboration vom heimischen Schreibtischstuhl ihre Vor- und Nachteile. Die beschriebenen Ice Breaker helfen dir, deinen nächsten Online Workshop interaktiv zu gestalten und Raum für ein produktives Arbeitsklima zu schaffen. Wichtig ist, alle Teilnehmer:innen schon am Anfang des Workshops zu Wort kommen zu lassen. Mit Breakout Sessions, Diskussionen in Kleingruppen und aktivierenden Übungen trägst du dazu bei, die Gruppe zu vernetzen und das Engagement zu erhalten.