Das Thema Webanalyse ist gerade für kleinere Unternehmen kein einfaches. Dennoch ist die detaillierte Erhebung und Auswertung von Daten von zunehmender Bedeutung. Matomo für WordPress verspricht, eine vollwertige Analytics Suite im WordPress Backend zu sein. Wie gut funktioniert das wirklich? Und kann dieses Plugin ein Ersatz für Google Analytics und Co. sein?
Bei der Auswahl des richtigen Trackingtools für die Webanalyse stehen gerade kleine und mittelständische Unternehmen und Einzelunternehmer vor der Qual der Wahl:
- Cloudbasierte Enterprise Lösungen wie Adobe Analytics oder Google Analytics sind meist entsprechend teuer. Außerdem werden Trackingdaten hierbei in der Cloud verarbeitet und dabei an Drittanbieter übertragen.
- Auf dem eigenen Webserver gehostete Software, wie beispielsweise Matomo erfordert eine entsprechende Infrastruktur und zieht zusätzlichen Wartungsaufwand nach sich.
- WordPress Plugins wie Statify versprechen eine einfache, kostengünstige Lösung. Sie liefern in den meisten Fällen jedoch lediglich oberflächliche Daten.
Matomo (ehemals Piwik) für WordPress ist eine hybride Lösung und kombiniert die Vorteile eines WordPress Plugins und einer selbst gehosteten Trackingsoftware.
Wie gut das funktioniert, sehe ich mir in diesem Blogbeitrag an.
Matomo für WordPress installieren
Die Installation des Matomo Plugins ist schnell erledigt: Du lädst dir die Plugin Dateien für Matomo Analytics aus dem offiziellen WordPress Pluginverzeichnis herunter, lädst sie über „Plugin hochladen“ in dein WordPress Backend hoch und klickst auf „Aktivieren“. Alternativ kannst du auch direkt die integrierte Plugin Suche von WordPress verwenden, indem du nach „Matomo Analytics“ suchst.
Nachdem du das Plugin aktiviert hast, kannst du unter dem neuen Menüpunkt „Matomo Analytics“ > „Erste Schritte“ das Tracking starten, indem du auf „Tracking jetzt aktivieren“ klickst.
Bevor du dich dafür entscheidest, solltest du dich allerdings noch mit den umfangreichen Einstellungen beschäftigen.
Funktionsumfang & Konfiguration
Matomo Analytics verfügt im WordPress Backend über sechs Unterseiten:
- Erste Schritte: Diese Seite enthält im Wesentlichen den Button, mit dem das Tracking aktiviert werden kann. Außerdem findest du hier zahlreiche Hinweise zum Thema Datenschutz und Links zu Support- und Hilfeseiten.
- Zusammenfassung: Unter dem Menüpunkt „Zusammenfassung“ findest du ein Dashboard, das einige interessante Kennzahlen auflistet. Allerdings sind die dargestellten Zahlen und die dazugehörigen Filtermöglichkeiten rudimentär und damit maximal für einen groben Überblick ausreichend.
- Einstellungen: Unter dem Menüpunkt „Einstellungen” hast du die Möglichkeit, den Trackingcode nach deinen Vorstellungen anzupassen, kannst bestimmte URLs, Rollen oder IP-Adressen vom Tracking ausschließen oder WordPress Rollen Lese-, Schreib- oder Adminrechte zuweisen.
- Marketplace: Der Marketplace bietet dir Zugriff auf zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Erweiterungen für Matomo.
- Diagnose: Unter Diagnose findest du Informationen zur installierten Version des WordPress Plugins, ein Systemlog und verschiedene Tools und Hilfeseiten zum Troubleshooting, falls du einmal Probleme mit dem Plugin haben solltest.
- Über: Unter „Über“ kannst du dich schließlich noch für den Newsletter anmelden und findest außerdem einige Links zu Guides und FAQs.
Und war’s das jetzt?
Noch lange nicht: Die beiden übrigen Menüpunkte Berichte und Tag Manager leiten dich aus dem WordPress Backend heraus auf eine Art zweite Ebene, die der On-Premise-Version (so nennt sich die Version von Matomo, die man herunterlädt und auf dem eigenen Webserver oder Webspace installiert) von Matomo ähnlich sieht. Erst hier zeigt sich der volle Funktionsumfang des Plugins.
Zunächst landest du auf dem Dashboard, das dir einen Überblick über wichtige Metriken gibt. Dem Dashboard kannst du beliebige Kennzahlen hinzufügen und diese intuitiv per Drag-and-drop nach deinen Vorstellungen anordnen. Oben findest du eine Zeitsteuerung und ein Dropdown, um die Datenansicht nach vorher angelegten Nutzersegmenten zu filtern.
Vom Dashboard aus gelangst du zu weiteren Berichten:
- Besucher: Neben Nutzerzahlen deiner Website findest du in diesem Bereich einzelne Besucherprofile, ein Besucher-Log und Echtzeit-Berichte. Außerdem gibt es hier Reportings zu Geräten, Standorten, Browsern und Tageszeiten.
- Verhalten: In den Berichten dieser Kategorie dreht sich alles um die Interaktionen deiner Besucher:innen mit deiner Website, wie zum Beispiel Seitenaufrufe, Downloads oder Klicks auf bestimmte Links. Über den Tag Manager können auch benutzerdefinierte Ereignisse angelegt und verfolgt werden.
- Akquisition: Wie der Name bereits verrät, geben die Berichte unter dem Menüpunkt “Akquisition” Aufschluss darüber, über welche Kanäle Besucher:innen ihren Weg auf deine Website finden. Also beispielsweise Suchmaschinen, andere Websites, Kampagnen, bezahlte Anzeigen oder soziale Netzwerke. Zudem findest du hier den Campaign URL-Builder, der dir die Erstellung von Trackinglinks erlaubt.
- E-Commerce: Wenn du einen Onlineshop betreibst oder wenn deine Website über E-Commmerce Funktionen verfügt, gibt dir dieser Bereich Aufschluss über die Performance deiner Website. Du kannst hier beispielsweise verfolgen, wie sich Verkäufe, Umsatz und Conversion Rates entwickeln.
- Ziele: Unter dem Menüpunkt “Ziele” kannst du individuelle Zielsetzungen für deine Website festlegen und deren Conversion Rates über einen längeren Zeitraum verfolgen.
Neben dem Menüpunkt für das Dashboard in der oberen Menüleiste findest du den Tag Manager.
Ein Tag Manager ermöglicht dir die einfache Integration von Inhaltselementen und Code Snippets, sogenannten „Tags“, in deine Website. In der Webanalyse werden Tags verwendet, um das Tracking zu individualisieren und bestimmte Ereignisse wie beispielsweise Klicks auf bestimmte Call-to-Actions, das Abspielen von Videos oder bestimmte Sequenzen aufgerufener Seiten zu erfassen. Der Tag Manager erweitert den Funktionsumfang von Matomo damit erheblich.
Über einen Klick auf das Zahnrad in der oberen Menüleiste gelangst du zu den umfangreichen Einstellungen von Matomo.
- Persönlich: Neben Datums und Zeiteinstellungen kannst du hier den automatischen Versand von Reportings per E-Mail konfigurieren.
- System: Dieser Menüpunkt bietet dir die Möglichkeit, Funktionen wie beispielsweise den Tag Manager, Cross-Origin Resource Sharing, Besuche-Log und das Besucherprofil zu deaktivieren.
- Privatsphäre: Unter Privatsphäre kannst das Tracking mit Matomo so konfigurieren, dass es geltenden Datenschutzstandards entspricht.
- Messgrößen: Hier können benutzerdefinierte Ziele und Dimensionen angelegt und verwaltet werden.
- Diagnose: Unter “Diagnose” findest du schließlich noch Tools, um Trackingfehler zu identifizieren.
Matomo und Datenschutz
Matomo hat sich das Thema Datenschutz auf die Fahnen geschrieben und bietet hierfür zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten an.
Unter anderem lassen sich beispielsweise die Anonymisierung von IP-Adressen, Benutzer-IDs und Bestellnummer und die automatische Löschung alter Datensätze bis ins Detail konfigurieren.
Unter DSGVO Hilfsmittel erlaubt dir das Tool, zielgerichtet Datensätze in der Matomo Datenbank zu identifizieren und damit deiner Pflicht zur Auskunft und zur Änderung oder Löschung von Daten gerecht zu werden.
Wie häufig dieser Fall in der Realität tatsächlich eintritt, sei dahingestellt – wichtig ist, dass die Möglichkeit dazu existiert.
Unter Benutzer Opt-Out findest du einen Shortcode, der einen Link generiert, um Nutzer:innen den Opt-Out aus dem Tracking zu ermöglichen. Diesen kannst du beispielsweise in deine Datenschutzerklärung einfügen.
Besonders interessant im Hinblick darauf, dass sich Cookies zunehmend aus unseren Browsern verabschieden, dürfte die Möglichkeit zum Tracking ohne Cookies sein.
Setzt du den Haken bei Tracking ohne Cookies erzwingen, verwendet Matomo stattdessen Device Fingerprinting, um Nutzer:innen zu identifizieren. Das bedeutet, dass Informationen über Browser, das Betriebssystem, Standort-, Zeit- und Audio-Einstellungen, Bildschirmauflösung und installierte Browser Plugins verwendet werden, um einen einzigartigen Geräte-Fingerabdruck zu generieren, mit dem sich Besucher:innen identifizieren lassen.
Bedeutet das, dass du auf einen Cookie Banner verzichten kannst? Das Tracking mit Cookies und Device Fingerprinting werden in der EU aus Datenschutzsicht gleichwertig behandelt. Laut Einschätzung von Matomo selbst und Rechtsanwalt Thomas Schwenke, kann beim Einsatz von Matomo ohne Cookies allerdings bedenkenlos auf einen Opt-in und damit einen Cookie Banner verzichten werden. Matomo hat seine Fingerprinting-Mechanismen so konfiguriert, dass die Daten anonymisiert und alle 24 Stunden nach dem Zufallsprinzip verändert werden.
Allerdings sollte dir bewusst sein, dass es Matomo ohne Cookies deutlich schwerer fällt, zu erkennen, ob einzelne Benutzer:innen vorher schon einmal auf deiner Website waren. Das wirkt sich insbesondere auf die Erfassung wiederkehrender Nutzer:innen und damit im Zusammenhang stehende Kennzahlen aus. Etwa die Tage seit dem letzten Besuch oder die Anzahl der Besuche bis zur Conversion.
Hat Matomo als WordPress Plugin auch Nachteile?
Zwei kleinere Haken hat Matomo als WordPress Plugin dann doch.
Erstens: Wenn du Matomo Analytics auf deinem Server ausführst, benötigt das zusätzliche Ressourcen. Immer wenn jemand deine WordPress Website besucht, muss dein Server dem Nutzer deine WordPress Seiten bereitstellen und zusätzlich den Weg des Nutzers in Matomo tracken, was zu einer zusätzlichen Datenbankabfrage für jeden Seitenaufruf führt. Im Rahmen meines Tests für diesen Blogartikel konnte ich zwar keine Einschränkungen im Hinblick auf die Geschwindigkeit feststellen; allerdings kann ich nicht mit Sicherheit sagen, wie sich das bei Projekten mit mehr Traffic verhält.
Zweitens: Matomo als WordPress Plugin ist für den Betrieb auf genau einer WordPress Instanz ausgelegt und ist damit an diese gebunden. Die Möglichkeit, wie bei Google Analytics oder Matomo On-Premise einfach zwischen verschiedenen Properties zu wechseln, entfällt damit. Die Plugin Lösung ist damit eher ungeeignet, wenn mehr als ein Projekt gleichzeitig verwaltet werden soll.
Fazit
Als jemand, der sich seit Jahren intensiv mit unterschiedlichen Websites und dem Thema Online Marketing beschäftigt, weiß ich: Ohne Zahlen geht nichts. Webanalyse Tools sind heute ein unverzichtbares Instrument und aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Dabei reichen Kennzahlen wie Klicks oder Seitenaufrufe schon lange nicht mehr aus.
Genau hier liegt der Unterschied zwischen Matomo Analytics und anderen Statistik Plugins für WordPress: Matomo ist tatsächlich eine vollständige Analytics Suite im WordPress Backend. Das bedeutet, dass neben Seitenaufrufen eine vielfältige Anzahl an unterschiedlichen Metriken und Berichten zur Verfügung steht, die mir dabei hilft, zu verstehen, wie gut meine Website funktioniert und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Der integrierte Tag Manager und benutzerdefinierte Ziele und Dimensionen erweitern die Möglichkeiten dabei erheblich und machen das Plugin auch für Webanalyse Profis interessant.
Dabei rechne ich Matomo hoch an, dass man sich beim Thema Datenschutz offenbar seiner Verantwortung bewusst ist. Konkret heißt das, dass ich mit den umfangreichen Datenschutz Einstellungen nicht alleine dastehe, sondern an jeder Ecke Anleitungen und Tipps finde, die mir dabei helfen, das Tracking DSGVO-konform zu gestalten.
Matomo für WordPress ist eine Lösung für alle, die sich ernsthaft mit dem Thema Webanalyse beschäftigen wollen, ohne sich eine weitere Webanwendung ans Bein zu binden oder viel Geld in eine Cloud-Lösung zu stecken. Und für alle, die keine Lust mehr darauf haben, Drittanbietern Daten in den Rachen zu werfen.
Ich persönlich werde weiterhin der Matomo Version treu bleiben, die aktuell auf meinem eigenen Webspace läuft. Weil ich mehrere Websites verwalte und häufig zwischen den Analytics Accounts unterschiedlicher Websites hin und her springe. Und weil ich mit dem zusätzlichen technischen Aufwand leben kann.
Lieber Andy,
herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Ich versichere dir, dass ich in keinerlei Verbindung zu Matomo stehe und das vorgestellte Plugin objektiv und nach bestem Gewissen getestet und beschrieben habe. Jegliche Art der Produktwerbung liegt mir fern und mal ehrlich: Werbung für ein kostenloses und frei zugängliches Plugin macht auch irgendwie wenig Sinn 😉
Zum Thema: Tatsächlich ist die kostenlose Version von Google Analytics an einigen Stellen beschränkt. Google Analytics Premium ist etwa ab 100.000 Euro zu haben. Dazu kommt, wie bereits erwähnt, die Drittanbieter-Problematik.
Viele Grüße
Andreas
Google Analytics ist teuer?! Echt jetzt? Und: selbst von Semrush und Ahrefs gibt es kostenlose Basis-Pakete. Mit verkappter Produktewerbung geht eure Glaubwürdigkeit in die Binsen … was schade wäre