Wie schnell lädt meine Website? Das ist eine der zentralen Fragen bei Performance, UX und der Suchmaschinenoptimierung. Bei der Beantwortung dieser Frage solltest du dich auf die richtigen Tools verlassen. Denn nur wenige Werkzeuge liefern wirklich gute Daten.
Im Netz gibt es einige tolle Übersichtsartikel über Werkzeuge, mit denen einfach und vor allem kostenlos die Leistungsfähigkeit und die Ladezeit der eigenen Website gemessen werden kann. Diese Übersichten sind sehr hilfreich, begehen jedoch häufig einen Fehler, der zu mehr Verwirrung als Klarheit führen kann. Sie vergleichen nämlich zwei bis drei komplett unterschiedliche Arten von Tools miteinander und gehen teils nicht ausführlich genug auf die Unterschiede ein.
Das kann dann dazu führen, dass versucht wird, Performancevergleiche mit völlig ungeeigneten Daten vorzunehmen. Schade, denn wer mit den richtigen Werkzeugen misst, spart sich viel Zeit und Ärger.
Ein Unterschied sollte beim Messen der Performance einer Website bekannt sein: Der Unterschied zwischen Potenzialanalysen und solchen Tools, die die Ladezeit einer Website messen. Zur ersten Gruppe gehören Tests wie Google PageSpeed Insights und Yahoos YSlow. Diese Werkzeuge geben an, wie gut die getestete Website die Voraussetzungen für einen schnellen Seitenaufbau erfüllt. Beide liefern somit hervorragenden Input für eine Onpage Optimierung. Solche Tests messen jedoch nicht die Ladezeit deiner Webseite.
Meist möchtest du aber genau das wissen: Wie lange braucht meine Website, bis sie aufgebaut ist, bis mit ihr interagiert werden kann, bis ich Geld verdiene? Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Unseres Wissens nach gibt es eigentlich nur zwei kostenlose Tools, die hier richtig gute Daten liefern:
Daher werde ich im Folgenden zeigen, was die Messwerkzeuge können, wie du sie bedienen und die Daten interpretieren musst, damit du das Maximum aus den Messungen herausholen kannst.
Drei Eigenschaften machen ein Messtool besonders wertvoll
Die von mir genannten Tools sind deswegen so gut, weil sie besonders wertvolle Daten liefern. Das bedeutet, dass die Messergebnisse:
- Aus den Ergebnissen mehrerer Messmethoden bestehen, die verglichen werden können.
- In einem hohen Detailgrad ausgegeben werden.
- Durch verschiedene Einstellungsmöglichkeiten angepasst werden können.
In der Praxis heißt das, dass du bei einem guten Messwerkzeug einstellen kannst, wie es die Ladezeit der Website misst. Das ist überwiegend die Wahl des Testservers und dessen Standort und manchmal auch die Auswahl des Testbrowsers.
Mit dem Detailgrad der Daten ist gemeint, dass nicht nur einfach Zeitangaben ausgegeben werden, sondern ausführlich beschrieben wird, was eigentlich gemessen wurde. Zwei Tools können unter „Ladezeit“ durchaus etwas Anderes verstehen. Noch besser ist natürlich, wenn vereinheitlichte Begriffe verwendet werden, wie Time to First Byte.
Und schließlich ist es gut, wenn nicht einfach nur die Ladezeit deiner Website gemessen wird, sondern gleichzeitig auch Informationen zur Anzahl der HTTP Requests, zur Größe der geladenen Datenpakete oder auch die Ergebnisse von Potenzialanalysen ausgegeben werden. So kannst du nämlich schnell sehen, an welchen Stellschrauben du drehen kannst, um die Ladezeit zu optimieren.
Andere uns bekannte Tools bieten solche Möglichkeiten nur eingeschränkt oder gar nicht und können daher zu Verständnis- und damit zu Interpretationsproblemen führen. Für dich bedeuten diese Vorteile jedoch auch einen entscheidenden Nachteil: Die Daten sind bei Weitem nicht so leicht zu verstehen, wie beispielsweise die Ergebnisse von Google PageSpeed Insights.
Messdaten sind nicht immer leicht zu lesen
Der abschreckendste Part ist hierbei sicherlich das sogenannte Wasserfalldiagramm. Doch gerade dieses liefert besonders wichtige Daten. Daher lohnt es sich, wenn du dich einmal genau mit der Diagrammart auseinandersetzt.
In diesem Post werde ich nun zunächst WebPageTest näher erklären. Ein Tool, das besonders schnell sehr aufschlussreiche Informationen zu deiner Website liefern kann und eben auch die Ladezeit deiner Website misst.
Mein Favorit: WebPageTest
webpagetest.org ist schnell und sehr einfach zu bedienen. Im Prinzip musst du nur zwei Dinge tun:
- zuerst gibst du die zu testende Domain ein
- danach wählst du den Serverstandort aus
Der Serverstandort ist – neben der Wahl des zu testenden Browsers – eine der wichtigsten Einstellungen, um nachvollziehen zu können, wie und wie schnell sich deine Website in verschiedenen Regionen der Welt aufbaut. Bei solchen Tests gibt der Serverstandort an, von welchem Ort aus deine Website für die Geschwindigkeitsmessung aufgerufen wird.
Achte vor allem bei Performancevergleichen immer darauf, denselben Serverstandort zu verwenden. Nur so kannst du die Ergebnisse auch sinnvoll vergleichen. Denn wird die Ladezeit deiner Website einmal aus den USA und einmal aus Frankfurt gemessen, werden sich die Ladezeiten deutlich unterscheiden.
Wenn du den Test startest, werden dir nach wenigen Augenblicken drei große Datenpakete ausgeworfen:
- kurze Übersicht: Opportunities & Experiments
- gemessene Zahlen deiner Website: Observed Metrics
- Individuelle Testläufe mit Wasserfalldiagrammen
Der erste Teil „Opportunities & Experiments“ gibt dir praktische Tipps, welche Teile deiner Website gut funktionieren und wo es noch Verbesserungspotential gibt.
Hier bekommst du zu verschiedenen performancerelevanten Aspekten deiner Website Bewertungen und Lösungsvorschläge präsentiert – ähnlich wie bei den Tools von Google oder Yahoo. Wichtig für das Verständnis ist: Hier wurde nicht die Ladezeit der Website gemessen, sondern das Potenzial für die Optimierung der Ladezeit.
Die Ladezeit der Website ist die zentrale Größe, mit der insbesondere Performancevergleiche gemacht werden können. Sie ist die direkte Antwort auf die Frage: Wie schnell lädt meine Website. Auch die Zahl der HTTP Requests eignet sich gut für solche Vergleiche. Hier gilt: je weniger HTTP Requests, desto besser.
Der zweite Abschnitt besteht aus den gemessenen Zahlen, also den Metriken. Darunter ist der visuelle Seitenaufbau in Form einer Bilderserie in Schritten von 100 ms zu sehen. Dies wird hier auch als „Filmstrip“ bezeichnet. Bilder, welche eine nennenswerte Veränderung im Seitenaufbau zeigen, sind farblich hervorgehoben.
Der dritte Teil zeigt dir eine Übersicht über die Testläufe. Hier werden die HTTP Requests und der Inhalt deiner Website nach Typ und Quelle aufgeschlüsselt. So erkennst du schnell, ob eine bestimmte Art von Inhalt, unter anderem die Bilder, besonders viel Platz verbrauchen oder besonders viele Requests produzieren und deine Website damit ausbremsen.
Das Wasserfalldiagramm zeigt dir im Detail, in welcher Reihenfolge die Requests ablaufen und wie lange die Requests jeweils zum Laden benötigen. Das Wasserfalldiagramm ist also eine Detailansicht der Ladezeit deiner Website.
Zudem findest du ganz am Ende der Testergebnisse eine Legende, die dir erklärt, was die Symbole und Farben bedeuten.
In unserem Fall siehst du ganz oben den ersten Kontakt mit dem Server und dann die Ladezeiten der einzelnen Skripte.
Auf diese Weise kannst du dir jeden einzelnen Request ansehen und ihn mit einem anderen Messwert vergleichen. So bestimmst du, ob sich die Ladezeit deiner Website nach einer Optimierungsmaßnahme verbessert hat und wenn ja, um welchen Faktor.
Vorteile: schnell, relevant, informativ
Insgesamt ist WebPageTest ein gutes Werkzeug, um die Ladezeit einer Website zu messen. Du erkennst damit schnell:
- wie schnell eine Website lädt
- wie groß sie ist
- wo sie noch Optimierungspotenzial hat
- wie sich dieses Potenzial nutzen lässt
- wie der Aufbau deiner Website abläuft
Wenn dir diese Informationen zu WebPageTest noch nicht gereicht haben, empfehle ich dir, weiter in die Tiefe zu gehen.
Gefühlte Ladezeit beachten
Die Ladezeit einer Website ist wichtig, keine Frage, sowohl für das Erlebnis als auch für die Conversion. Doch für Menschen ist nicht die tatsächliche Ladezeit ausschlaggebend, sondern die gefühlte Geschwindigkeit der Website – oder anders ausgedrückt, die Zeit bis zum visuellen Aufbau der Website. Die Website wird nämlich ohne Kenntnis der Messwerte erlebt. Die gefühlte Ladezeit ist daher ein wichtiger Wert für die Optimierung der Conversion- und Absprungrate. Auch diese lässt sich zuverlässig messen.
Der Zusammenhang zwischen Seitenladezeit und der Conversionrate in Shops wurde in der Vergangenheit gut untersucht. Das Ergebnis: Jede Sekunde zählt. Denn im Durchschnitt sind die Menschen ungeduldig. So kann eine um eine Sekunde längere Ladezeit bereits in einer sieben Prozent geringeren Conversionrate resultieren.
Mit jeder Sekunde, die deine Website länger lädt, geht dir also Umsatz verloren. Ein Gegenmittel kann die Above the Fold-Optimierung sein – Denn durch diese Maßnahme wird unter anderem die gefühlte Ladezeit reduziert, was wiederum zu besseren Conversionraten führen kann.
Unter Umständen lädt deine Website zwar zehn, zwölf oder dreizehn Sekunden, wirkt aber bereits nach drei Sekunden so, als sei sie komplett geladen. Deine Website würde somit deutlich schneller wahrgenommen, als sie ist.
Zeitreihenanalyse und Videofunktion für die gefühlte Ladezeit
1) Die Zeitreihenanalyse
Der Vergleich der Ladezeit deiner Website über mehrere Tage oder Wochen hinweg kann sehr aufschlussreich sein. Beispielsweise, wenn du über mehrere Wochen hinweg deine Website Schritt für Schritt optimierst.
2) Die Videoanalyse – der beste Hinweis auf die gefühlte Seitenladezeit
Die Videofunktion oder auch Bilderserien, welche während des Ladeprozesses in bestimmten Zeitabständen einen Screenshot nehmen, sind am besten geeignet um die gefühlte Ladezeit zu messen. Du erkennst, wie lange es dauert, bis eine visuelle Darstellung sichtbar ist. Logisch. Doch dieser einfache Trick erlaubt es, eine klare Differenzierung zwischen der gemessenen und der gefühlten Ladezeit zu erhalten. WebPageTest bietet dieses Feature im Abschnitt „Observed Metrics“ als „Visual Page Loading Process“ an.
GTmetrix
Ich möchte hier kurz GTmetrix behandeln. Im Wesentlichen können die beiden Tools WebPageTest und GTmetrix das Gleiche. Die Bedienung von GTmetrix ist ebenso einfach wie bei WebPageTest: Du gibst die URL der zu testenden Website ein und das Tool spuckt nach ein paar Augenblicken das Ergebnis aus. Der Nachteil dabei:
- GTmetrix bietet nur einen Serverstandort, Vancouver, an
- GTmetrix testet nur mit Firefox
Das bedeutet, dass die Messergebnisse von GTmetrix immer für einen Desktoprechner mit Firefox in Vancouver gelten. Solange du bei deiner Performancemessung ausschließlich mit GTmetrix arbeitest, tut das den Erkenntnissen keinen Abbruch. Wenn du aber wissen möchtest, wie schnell die Website für deutsche Besucher lädt, musst du ein anderes Tool verwenden.
Fazit
Für die Analyse der Ladezeit ist auch die Messung des Ladezeiterlebnisses elementar. Denn sie erlaubt Vergleiche auf einer von den bloßen Daten abstrahierten Ebene. Wir können Tests nur empfehlen, die eine Videoanalyse oder eine vergleichbare Funktionalität ermöglichen. Denn unter Umständen ist die gemessene Ladezeit zwar recht hoch, die gefühlte Ladezeit jedoch absolut vertretbar. Der Wert erlaubt dir also nicht nur besser zu verstehen, wie dein Angebot wahrgenommen wird, sondern auch, ob sich eine Optimierung der Website mit Blick auf die Performance überhaupt lohnt. Denn unter Umständen lohnt es sich mehr in Conversionoptimierung zu investieren, als in die Ladezeit der Website.
Wenn es um die Performancemessung geht, ist WebPageTest für uns das Nonplusultra der kostenlosen Messwerkzeuge.
Mit welchen Tools hast du bisher die besten Erfahrungen bei der Performanceanalyse gemacht? Hast du schon Erfahrungen mit anderen Messwerkzeugen gemacht, die vielleicht sogar noch bessere Daten liefern?
Hi Jan,
Danke für diesen Artikel!
Ich nutze tatsächlich alle drei, um die Performance meiner Seite zu messen. Dabei finde ich GTmetrix am aufschlussreichsten, denn es gibt die meisten KPIs aus (PageSpeed Metriken, ySlow, Wasserfall, Timeline). Wobei bei Pingdom die konstantesten Werte rauskommen bei mehrmaligem Testen. Bei den anderen beiden ist meiner Meinung nach recht viel Varianz drin.
Viele Grüße aus Köln
Lieber Jan,
danke für den Artikel. Gibt es den Artikel zu GTMetrix denn schon?
Beste Grüße
N
Hi Nicolas 🙂
Klar, ist etwas versteckt in diesem hier: https://raidboxes.de/blog/gefuehlte-webseiten-geschwindigkeit/
Ich werde die demnächst aber mal auseinanderziehen. Dann wird es einen über das Konstrukt der gefühlten Seitenladezeit geben und einen, der sich nur mit GTmetrix befasst. Viel Spaß beim Lesen!
Hi Silvester,
merci für das Lob! Freut mich sehr, dass dir der Artikel gefallen hat.
Schönen Sonntag noch und viele Grüße aus Münster!
Dank euch für den Pingback 😀 Freut mich wenn der Artikel gefallen hat!
Viele Grüße aus Münster