Nachhaltiges Webhosting: So findest du die besten Anbieter

Der Energieverbrauch durch Websites wächst stetig: Die Internetnutzung verursacht jährlich dutzende Millionen Tonnen Treibhausgase. Dadurch erübrigt sich die Frage, ob du mit der Wahl eines Webhosters etwas für den Umweltschutz leisten kannst. Denn nachhaltiges Webhosting kann hier einen wichtigen Unterschied machen. Doch woran erkennt man einen wirklich umweltfreundlichen Anbieter, und wie vermeidet man Greenwashing? In diesem Artikel beantworten wir alle Fragen rund um nachhaltiges Webhosting.

Warum sich genaues Hinschauen für nachhaltiges Webhosting lohnt

Warum ein nachhaltiger Anbieter einen Unterschied macht, zeigt ein Blick auf einige aktuelle Zahlen recht schnell. Schätzungen gehen etwa davon aus, dass die Internetnutzung in Deutschland jedes Jahr etwa 22 Millionen Tonnen Treibhausgase erzeugt. Das entspricht etwa einem Viertel dessen, was der Straßenverkehr im Land verursacht, und ist 40 Prozent mehr als der Flugverkehr. Einen wichtigen Anteil daran haben Rechenzentren, die Websites und andere Internetdienste bereitstellen. Die International Energy Agency schätzt, dass allein der Stromverbrauch dieser Anlagen global zwischen 240 und 340 TWh beträgt. Um diese Zahl einzuordnen: Das ist mehr als die Hälfte dessen, was in Deutschland jährlich an Strom erzeugt wird (500 TWh).

Die Trendkurve zeigt dabei wenig überraschend klar nach oben: Fachleute erwarten, dass in den nächsten 10 Jahren der Strombedarf für Rechenzentren global um mehr als 60% steigen wird. Durch den KI-Boom könnte sich das deutlich beschleunigen, wie die US-Investmentbank Goldman Sachs einschätzt: Sie sieht weltweit sogar mehr als eine Verdopplung bis 2030. 

Auf den Punkt gebracht: Unser geliebtes Internet hat einen spürbaren und sogar wachsenden Anteil am Energieverbrauch. Und das gilt nicht erst seit dem Siegeszug von KI-Tools. Deshalb hat die Wahl des Webhoster eben durchaus einen nennenswerten Effekt. Klima und Umwelt sind dabei nur eines von mehreren Themen, wie ich dir gleich zeigen werde.

An diesen Kriterien erkennst du nachhaltige Webhoster

Fragt sich als Erstes: Was macht einen nachhaltigen Hoster eigentlich aus und woran erkennst du nachhaltiges Webhosting? Dazu folgend einige wesentliche Kriterien und Fakten.

Woher kommt der Strom?

Ein wichtiger Punkt für Klimaschutz im Webhosting ist die Art der Stromversorgung. Setzt ein Anbieter hier auf 100% erneuerbare Energien wie Solar, Wind und Wasserkraft, ist dadurch schon viel gewonnen. Denn die besten Treibhausgase sind die, die gar nicht erst entstehen. Achte hier auf entsprechende Zertifikate und Nachweise wie das „Grüner Strom“-Label, Renewable Energy Certificates (RECs) oder TÜV-geprüfter Ökostrom.

Die Politik versucht den Wechsel übrigens zu beschleunigen: Seit 2024 müssen deutsche Rechenzentren ihren Strom zu 50 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, ab 2027 dann zu 100 Prozent. Europaweit soll es erst 2030 so weit sein. 

Wie effizient sind die Rechenzentren?

Ein anderer interessanter Wert ist die Power Usage Effectiveness (PUE) der Rechenzentren. Er berechnet sich als Verhältnis vom Gesamtstromverbrauch zum IT-Stromverbrauch. Oder anders ausgedrückt: Er gibt an, wie viel Strom die Anlage zusätzlich zu den Servern verbraucht. Dazu zählen beispielsweise Geräte für die Kühlung der Rechner. 

Der Wert ist recht einfach zu verstehen: Je dichter er an 1,0 ist, desto besser. Ein perfekter Wert von 1,0 würde bedeuten, dass das Data Center überhaupt gar keinen zusätzlichen Strom benötigt. Ein Wert von 1,4 heißt, dass zusätzlich zu den 100% Stromverbrauch für die Server weitere 40% Strom für andere Nutzungen anfällt.

Nachhaltiges Webdesign: So klappt’s!

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Zum Vergleich: Laut einer Bitkom-Studie lag der durchschnittliche PUE aller Rechenzentren in Deutschland im Jahr 2021 bei 1,57. Auch hier greift die Politik ein: Spätestens ab 2030 müssen alle Rechenzentren einen Wert von 1,3 oder kleiner erreichen. Eine Google-Anlage in Belgien erreichte einen durchschnittlichen Wert von 1,09.

Wichtig kann hier zudem sein, wie ein Rechenzentrum gekühlt wird. Konventionell passiert das mit Luft, was aber vergleichsweise ineffizient ist. Schon eine intelligente Aufteilung der Anlage in warme und kalte Zonen kann 20 bis 30 Prozent Strom sparen. Noch weiter geht der Umstieg auf Wasserkühlung: Wasser hat eine deutlich höhere Wärmekapazität und kann Abwärme effizienter abführen. Ein Beispiel ist der „Green IT Cube“ in Darmstadt: Dort werden alle Rechner direkt wassergekühlt statt per Luft. Dadurch macht die Kühlung weniger als 7 % des IT-Strombedarfs aus, verglichen mit 30–100 % bei klassischer Luftkühlung.

Hilfreiche Signale für dich sind an dieser Stelle Energieeffizienz-Zertifizierungen wie ISO 50001. Sie zeigen, dass sich das Unternehmen den Kriterien dieser Auszeichnung unterwirft. Ein anderes Beispiel ist der Blaue Engel, den es auch für Rechenzentren gibt.

Übrigens können die Standorte der Rechenzentren ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. In kühlen Klimazonen ist es nun einmal einfacher, die Server innerhalb der gefragten Temperaturspanne zu halten. 

Manche Rechenzentren setzen darüber hinaus auf schlaue Lösungen, um die entstehende Abwärme für andere Zwecke weiterzuverwenden. Studien zeigen etwa, dass theoretisch mehr als 10 % des städtischen Wärmebedarfs einer Großstadt wie Frankfurt/Main durch vorhandene Rechenzentrums-Abwärme gedeckt werden könnte. Noch ist Green-IT-Abwärme aber eher die Ausnahme.

Gibt es CO₂-Kompensation?

Manchen Webhostern gehen solche Punkte noch nicht weit genug. Sie wollen sicherstellen, dass ihr Einfluss aufs Klima mindestens neutral ist, wenn nicht gar positiv. Hier kommen Projekte zur „Klimakompensation“ ins Spiel.

Das bedeutet: Dieser Anbieter unterstützt Vorhaben, die gegen den Klimawandel aktiv werden. Ein Beispiel ist es, Bäume zu pflanzen. Ein einzelner Baum bindet im Schnitt etwa 20–25 kg CO₂ pro Jahr. Es bräuchte also rein rechnerisch rund 40 Bäume, um jährlich 1 Tonne CO₂ aufzunehmen. Ein ganzer Hektar Wald (rund 500 Bäume) kann je nach Bewuchs und Alter zirka 6 bis 12 Tonnen CO₂ pro Jahr binden.

Seriöse Projekte erkennst du an entsprechenden Auszeichnungen und Siegeln wie Verified Carbon Standard. 

Wie nachhaltig ist die Hardware?

Auch bei der Auswahl der Server-Hardware kann ein Webhoster sich für oder gegen Nachhaltigkeit entscheiden. Langlebige und energieeffiziente Modelle sind hier die Wahl für Umwelt- und Ressourcenschutz. Auch das Management der Hardware spielt eine Rolle, etwa durch Reparaturen und Recycling oder wenn gebrauchte oder recycelte Bauteile zum Einsatz kommen.

Wie sozial engagiert ist der Anbieter?

Nicht zuletzt gehört zu diesem Thema, ob sich ein Unternehmen als positiver Faktor für die Gesellschaft zeigt oder nicht. Hier gehört dazu, wie mit der Belegschaft umgegangen wird. Großzügige Regelungen zu Homeoffice und Remote Work geben beispielsweise solchen Menschen eine Chance, die es sonst schwer haben, einen Job zu finden. Dazu gehören Personen mit Behinderungen, alleinerziehende Eltern und viele mehr.

Ebenso hat eine respektvolle und förderliche Arbeitsatmosphäre direkt Einfluss darauf, welchen Effekt das Unternehmen unter sozialen Gesichtspunkten hat. Denke hier etwa an die Förderung der Mitarbeitenden oder alternative Organisationsformen wie Holokratie.

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Nicht zuletzt kann sich ein Anbieter hervortun, indem er gezielt und dauerhaft soziale Projekte und Initiativen unterstützt.

Wie transparent ist das Unternehmen?

Wie wir wissen: Es kommt nicht darauf an, was ein Unternehmen sagt, sondern was es ganz konkret tut. Spricht es etwa gern darüber, wie umweltbewusst und nachhaltig es handelt, sollte es das auch nachweisen können. Halte also nach passenden Nachhaltigkeitsberichten Ausschau.

Hast du Schwierigkeiten, konkrete Informationen und Aussagen auf der Website des Anbieters zu finden? Dann wächst der Verdacht, dass es hier mehr ums Marketing geht als um den Umweltschutz. Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Wert ehrlich leben, werden dir klar und deutlich offenlegen, wie sie das tun. Schließlich investieren sie Zeit, Mühe und Geld. Das wollen sie nach außen zeigen und nicht etwa verheimlichen. Gute Zeichen für nachhaltiges Webhosting sind hier zudem Zertifizierungen wie B-Corp, Green Globe, Gemeinwohl-Ökonomie, ISO 14001.

Achte bei alledem darauf, ob sich der Anbieter langfristig und kontinuierlich darum bemüht, Emissionen zu reduzieren und einen positiven Einfluss auf Umwelt, Klima und Gesellschaft zu haben.

Vorsicht vor „Greenwashing“

Unter dem Begriff „Greenwashing“ versteht man Unternehmen, Organisationen und Projekte, die grün, sozial und nachhaltig erscheinen wollen, aber das nicht konsequent verfolgen. Sie verwenden etwa einen Begriff wie „klimaneutral“, der aber bestenfalls rechnerisch funktioniert. Ein Beispiel dafür sind Fälle, in denen sie allein oder überwiegend die oben genannte Klimakompensation nutzen. 

Das ist vielleicht besser als nichts, aber nicht vergleichbar mit einem Anbieter, der seine gesamte Firmenphilosophie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet hat. Denn der würde beispielsweise direkt auf Ökostrom setzen, anstatt sich seine Energieversorgung aus klimaschädlichen Quellen schönzurechnen.

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Gut möglich ist zugleich, dass du es beim Greenwashing schlicht mit einer Milchmädchenrechnung zu tun hast: So werden eventuell nur Teile der eigenen Emissionen per Kompensation neutralisiert, aber nicht alle. Es lohnt sich, nach Community-Diskussionen etwa in Foren oder bei Reddit Ausschau zu halten. Oft teilen informierte Nutzer dort Erkenntnisse, ob ein Anbieter wirklich „grün“ handelt oder nur damit wirbt. Auch unabhängige Vergleiche (z.B. Tech-Magazine, Nachhaltigkeitsblogs) haben Listen der „besten grünen Hoster“. Dort wird meist begründet, warum bestimmte Anbieter nachhaltig sind und andere nicht.

Fazit

Auf nachhaltiges Webhosting zu setzen, ist letztlich nicht nur eine lobenswerte Entscheidung. Sie lässt sich auch fürs eigene Marketing einsetzen. Verbraucher:innen achten vermehrt auf solche Signale. Das gilt vor allem für jüngere Generationen, aber längst nicht nur. Gerade in einem umkämpften Markt kann das ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein.

Du kannst den Unterschied machen: Letztlich entscheidet die Kundschaft, was sich durchsetzt und was nicht. Im Einzelfall mag dir dein Einfluss klein erscheinen. In Summe aber lassen sich dadurch Veränderungen erreichen. Das gilt ganz besonders für Menschen, deren Rat regelmäßig gefragt ist. Dazu gehören etwa Freelancer:innen und Agenturen, die gegenüber ihrer Kundschaft Empfehlungen aussprechen, zum Beispiel zu passenden Webhostern.

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