Du hast eine Webseite, einen Onlineshop oder Blog und bekommst zunehmend Aufmerksamkeit und Webseitenbesucher aus aller Welt? Super, dann hast du schonmal einiges richtig gemacht. Doch was ist, wenn du in Google Analytics feststellst, dass deine größten Fans und Besucher aus Neuseeland kommen, obwohl dein Standort in Berlin oder London ist? Hier kommt ein CDN ins Spiel.
Es ist schwer, in dem Meer unzähliger digitaler “Trends” seine Kunden für sich zu begeistern und sich von der Konkurrenz abzuheben. Selbstverständlich weißt du als geschäftstüchtige Person, dass Kundenbindung der Schlüssel zum Erfolg ist – und der Schlüssel zur Kundenbindung ist eine gute Benutzererfahrung!
Eine Untersuchung von Google kommt zu folgendem Ergebnis: “[…] a one-second delay in mobile load times can impact conversion rates by up to 20%”. Eine weitere Google Studie, in der über 900.000 mobile Websites unterschiedlicher Größe getestet wurden, zeigt eine durchschnittliche Ladezeit von 22 Sekunden auf mobilen Geräten. Das ist eine verdammt lange Zeit, deine Benutzer warten zu lassen.
Der erste Schritt besteht also darin, deine Webseite und deinen Content zu optimieren. Wenn du dir nicht sicher bist, wie du dein WordPress optimieren kannst, schaue dir zuerst unseren Artikel über die 10 wichtigsten Stellschrauben der Performance-Optimierung an.
Deine Seite ist nun bis zur letzten Code-Zeile optimiert und trotzdem lassen deine Ladezeiten noch zu wünschen übrig? Höchstwahrscheinlich sind Latenzzeiten die Übeltäter.
Die Messgröße “Latenz” gibt an, wie lange es dauert, bis Daten von Punkt A nach Punkt B gesendet werden. Nehmen wir an, wir senden einem Benutzer unsere Website in derselben Stadt – in diesem Fall wird die Latenz ziemlich gering sein, weil die Entfernung, die die Daten zurücklegen müssen, kurz ist.
Vergrößern wir jedoch diesen Abstand, dann wird die benötigte Zeit, um diese Daten von Punkt A nach Punkt B zu senden, sehr viel länger.
Wie können wir also dafür sorgen, dass unsere Website für Besucher noch schneller geladen wird? Eine beliebte Methode ist die Verwendung eines CDN – das ist ein Akronym für “Content Delivery Network”. Lass uns also als nächstes darüber sprechen, was das genau bedeutet und wie es dir helfen kann.
Was ist ein CDN?
Zunächst möchte ich die drei Abschnitte des Begriffs „Content Delivery Network“ aufschlüsseln:
- Content: Die Daten, die du deinen Webseitenbesuchern zur Verfügung stellst (Webseite, Video, Bild usw.)
- Delivery: Wie diese Daten vom Benutzer abgerufen werden
- Network: Die Orte, an denen deine Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt gespeichert werden
Content Delivery Network ist im Prinzip ein Überbegriff für eine Sammlung von Servern an verschiedenen Standorten, die als PoPs (Points of Presence) bezeichnet werden. Typischerweise befinden sich diese in verschiedenen Ländern rund um den Globus. Die Standorte sind dabei strategisch positioniert, um näher an einer breiteren Nutzerbasis zu sein. In größeren Länder wie Russland und Brasilien gibt es aufgrund ihrer Größe sogar regionale und nationale (R/N) CDNs.
Die Server, die rund um den Globus platziert sind, werden Proxy-Server oder Edge-Server genannt und speichern dort deine Daten (dies kann so optimiert werden, dass nur die am häufigsten angeforderten Inhalte zwischengespeichert werden, wenn deine Datenbank sehr groß ist).
Wenn Nutzer eine Verbindung zu deiner Webseite herstellen, werden sie zum nächstgelegenen Server mit den zwischengespeicherten Daten weitergeleitet. Wenn der Benutzer Daten anfordert, die noch nicht im Cache gespeichert sind, fordert der Proxy-Server deinen Urspungs-Server auf, die angeforderten Daten zu liefern.
Du kannst bestimmen, wie das CDN deine Daten zwischenspeichert, indem du Caching-Regeln festlegst. Je nachdem, welchen CDN-Dienst du verwendest, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies umzusetzen.
Das Ergebnis ist ein massiver Vorteil für den Endbenutzer. Vor allem in Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der die Inhalte geladen werden können, aufgrund einer geringeren Latenzzeit der Daten und einer höheren Uptime. Denn die Anzahl der Benutzer, die sich mit einem einzigen Server verbinden, wird nun regional verteilt.
Brauche ich überhaupt ein Content Delivery Network?
Der Hauptvorteil der Verwendung eines CDN besteht darin, dass du deine Daten dem Benutzer schneller und zuverlässiger zur Verfügung stellen kannst. Aber du musst dabei vor allem deine Zielgruppe und Kundenbasis berücksichtigen. Sehen wir uns zwei verschiedene Beispiele an:
Beispiel #1: Blumenladen
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kundenbasis des Blumenladens größtenteils regional ist, ist sehr groß. Und wenn der Laden nicht gerade ein Shoutout von einem Kardashian bekommt, können wir davon ausgehen, dass der Netzwerk-Traffic (die Anzahl der Personen, die die Website zu einem bestimmten Zeitpunkt ansehen) ziemlich gering ist. Selbst, wenn wir dabei die gelegentlichen Webseitenbesucher aus Übersee einbeziehen, die vielleicht planen, im Urlaub Blumen zu kaufen.
Diese Art von Website würde durch die Verwendung eines CDN keine massive Verbesserung erfahren – die lokalen Ladezeiten sind ziemlich schnell (es sei denn, dein Hosting-Server befindet sich auf der anderen Seite des Planeten). Und wir können wahrscheinlich davon ausgehen, dass der romantische Urlauber aus Übersee ziemlich tolerant gegenüber den zusätzlichen paar hundert Millisekunden zusätzlicher Ladezeit ist.
Beispiel #2: Video-Streaming-Dienst
Auf der anderen Seite hat ein Video-Streaming-Dienst:
- Benutzer in mehreren Ländern
- Eine große Nutzerbasis
- Höchstwahrscheinlich große Dateien, die gestreamt werden
- Zig konkurrierende Plattformen, was die User Experience für die Kundenbindung nochmal besonders wichtig macht
Für diese Art von Service würde die Verwendung eines CDN große Vorteile mitbringen, da alle oben genannten Faktoren die Fähigkeit des Hosting-Servers, Daten an den Benutzer zu senden, beeinträchtigen könnten. Hier ist der Grund dafür:
- Benutzer, die weiter vom Host-Server entfernt sind, haben längere Wartezeiten, einfach weil die Daten eine größere Entfernung zurücklegen müssen.
- Wenn immer mehr Leute versuchen, an deine Inhalte heranzukommen, kann dies dazu führen, dass dem Server am Ende die Ressourcen (Rechenleistung) ausgehen, um diese Daten an deine Benutzer zurückzuschicken. Das wird auch als „Flaschenhals“ bezeichnet.
- Die anhaltenden Anfragen des Streaming-Dienstes an den Server, können dann zum Absturz führen – dies wird als Downtime bezeichnet.
Wie würde ein CDN also dazu beitragen, dass deine Server besser laufen?
Geschwindigkeit – Wie ein CDN die Ladezeit verbessern kann
Erstens würde das CDN deiner Wahl Server in verschiedenen Regionen haben, was bedeutet, dass deine Besucher auf den Server zugreifen kann, der ihnen am nächsten ist. Dies würde bei deiner Ladegeschwindigkeit helfen.
Abhängig von der Konfiguration deines CDNs möchtest du vielleicht nur die am häufigsten angeforderten Dateien zwischenspeichern. Das ist sehr nützlich, wenn deine Website sehr groß ist, da dadurch die Kosten für das Rechenzentrum gesenkt werden können.
Verteilung – Wie ein CDN die Uptime verbessert
Da du jetzt über eine Vielzahl von Servern rund um den Globus verfügst, werden sich deine Webseitenbesucher mit dem Server verbinden, der ihnen am nächsten ist.
Das bedeutet, dass statt 10 Millionen Besuchern in 10 Ländern, die alle versuchen, eine Verbindung zu einem Rechenzentrum herzustellen, jetzt 10 Server zur Verfügung stehen, die bspw. jeweils eine Million Besucher aufnehmen. Diese Server werden als Edge-Server (die Proxy-Versionen deines Host-Servers) bezeichnet, und diese Lösung wird „Lastverteilung“ genannt.
Sicherheit – Wie ein CDN die Sicherheit verbessert
Websites (normalerweise größere, populäre Websites) können Opfer eines DDOS-Angriffs (Distributed Denial of Service) werden. Dies ist der Fall, wenn dein Server mit Netzwerkverkehr überlastet ist, der andere Benutzer daran hindert, deine Website zu kontaktieren.
CDNs können bei einigen Aspekten eines DDOS-Angriffs helfen, aber sie sind natürlich kein Wunderheilmittel:
PROS:
- Das CDN kann eine große Menge an Netzwerkverkehr umleiten, indem es ihn auf verschiedene PoPs (Points of Presence) verteilt. Das bedeutet, dass der Ursprungsserver nicht überlastet wird und keinen Ausfall verursachen dürfte.
CONS:
- CDNs sind nur zwischengespeicherte Versionen deines Ursprungsservers. Wenn dein Ursprungsserver also einem DDOS-Angriff zum Opfer fällt, kannst du möglicherweise nicht auf die Daten zugreifen, die noch nicht in deinem CDN zwischengespeichert sind.
- Bei einigen ausgeklügelten DDOS-Attacken wird der Angreifer tatsächlich das CDN nutzen, um einen Ausfall des Ursprungsservers zu verursachen. Dies geschieht, indem er das CDN veranlasst, mehrere Anfragen an den Ursprungsserver zu stellen, die ihn dann in die Knie zwingen.
In diesem Fall ist es gut, sich daran zu erinnern, dass ein CDN ein “Content Delivery Network” und keine Netzwerk-Verteidigung ist.
Wie bekomme ich ein CDN für meine Website?
Ok, du bist jetzt davon überzeugt, dass du ein CDN brauchst. Aber bedeutet das, dass du deine Daten jetzt an mehreren Standorten hosten und dafür ein Vermögen bezahlen musst?
CDNs gibt es schon seit langer Zeit – genauer gesagt seit den 1990er Jahren. Aber wie bei den meisten Technologien waren die Kosten dafür anfangs ziemlich hoch. Glücklicherweise hat sich das mittlerweile geändert und die Möglichkeiten zur Implementierung von CDNs sind inzwischen erschwinglich und kein Hexenwerk mehr.
Es gibt verschiedene Anbieter, die sich auf CDNs spezialisiert haben. Die Einbindung erfolgt dann meist über Nameserver-Einträge (was wir auch empfehlen) oder manchmal auch über WordPress-Plugins. Zu den beliebtesten Providern zählen unter anderem:
Wenn du diese Lösungen nutzten möchtest, musst du noch einige Konfigurationen vornehmen, um die Caching-Regeln des CDNs festzulegen. In vielen Fällen kann dich dein Hoster mit entsprechender Dokumentation und Beratung unterstützen – oder das CDN ist bereits in das Hosting-Angebot integriert.
Fazit
Ein Content Delivery Network ist ein Werkzeug im Internet-Ökosystem, das die Macht hat, unsere Inhalte schneller und zuverlässiger zum Endbenutzer zu bringen. Einige Websites werden von CDNs profitieren, andere nicht. Man darf dabei nicht vergessen, dass ein CDN nur in Verbindung mit guten Optimierungs- und Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt werden sollte, um das Beste für deine Webseitenbesucher herauszuholen.
Hallo,
habe ich das also richtig verstanden – ein CDN macht für mich (in Deutschland mit deutschen Besuchern) kaum Sinn. Ist es also nur ein Trend aus den USA (die ja geografisch schon sehr weit auseinander liegen)? Falls ich ein CDN in Deutschland nutzen sollte würde sich mein Pagespeed Score auch nicht verbessern (bzw. die Ladezeit meiner Website)?
Vielen Dank für den Artikel!
Hallo Johannes,
danke dir für die Rückmeldung, dann wissen wir nun Bescheid.
Beste Grüße
Marc
Hallo Marc,
grundsätzlich sind wir hier von der reinen Implementierung von Key CDN schon recht weit. Allerdings stellen wir gerade unsere Abrechnung im Hintergrund um, was ein größeres Unterfangen ist. Daher wird es sicherlich noch bis nächstes Jahr dauern. Tut mir wirklich Leid, wenn du darauf wartest. Wenn du ein CDN einrichten willst, sage gerne unserem Support Bescheid. Hier unterstützen wir. Wichtig auch: Bei Besuchern in DACH & Europa bringt ein CDN so gut wie keine Vorteile. Bei Besuchern auf anderen Kontinenten sehr wohl.
Beste Grüße
Johannes
Hallo, wie ist der aktuelle Stand zum CDN Feature bei Raidboxes?
Beste Grüße
Marc
Vielen Dank für den Artikel. Wichtig wäre auch zu wissen, wie man ein CDN DSGVO-konform einsetzen kann.
Hi,
gibt es hierzu etwas Neues, bezüglich des CDN Features bei Raidboxes, das im Artikel angekündigt ist?
lg, Til Man
Hi,
gibt es hierzu etwas Neues, bezüglich des CDN Features bei Raidboxes, das im Artikel angekündigt ist?
lg, David
Lieber David, danke für deine Nachfrage. Wir können für dieses Feature leider noch keinerlei zeitliche Angabe machen. Ich kann dir aber versichern, dass wir es weiter auf dem Schirm haben.
Herzliche Grüße,
Torben